Lizzy Hale von Halestorm rockte das abart (Sacha Saxer)
Lizzy Hale von Halestorm rockte das abart (Sacha Saxer)

You call me a bitch…

…like it’s a bad thing. Verwirrung um die Einlasszeiten, kurzfristige Absage einer Vorband, Verlegung des Konzerts in eine andere Location – die Vorgeschichte des Halestorm-Auftritts war turbulent. Wer sich dennoch im Zürcher Club abart eingefunden hatte, durfte ein Rockkonzert der Extraklasse geniessen.

Lizzy Hale von Halestorm rockte das abart (Sacha Saxer)
Lizzy Hale von Halestorm rockte das abart (Sacha Saxer)

 

sax. Ursprünglich war geplant, das Halestorm-Konzert im Werk21 im Dynamo durchzuführen, doch glücklicherweise war der Andrang zu gross, als dass alle Besucher Platz gefunden hätten in der Katakombe des Dynamo und deshalb wurde der Anlass kurzerhand ins abart verlegt. Wenn auch der kleine Club nicht ganz so gepackt voll war wie beim SUM41 Konzert vor ein paar Monaten, so war er doch mehr als gut gefüllt und wo man hinsah, schauten einem glückliche Gesicher voller Vorfreude auf den kommenden Gig entgegen. Sie sollten nicht enttäuscht werden – ausser den wenigen, die wegen der zweiten Vorband Heaven’s Basement, die kurzfristig wegen eines wichtigen Radiotermins in Los Angeles ihren Auftritt in Zürich absagen mussten, nach Zürich gekommen waren. Zico Chain und Halestorm verlängerten dafür ihre Sets, damit die Besucher ein wenig mehr Musik bekommen würden.

Nach unterschiedlichen Angaben zur Öffnungszeit – von Anfangs 8 Uhr über halb 8, bis schlussendlich halb 7 – fanden sich zum Beginn des Konzertabends hunderte Gäste auf der Tanzfläche vor der Bühne ein und begrüssten den Supportact Zico Chain mit viel Applaus. Die Londoner Alternative Rockband überzeugte mit engagiertem Spiel und knackiger Show. Sänger und Bassist Chris Glithero feuerte das Publikum an, als wären sie selber Headliner und erstaunlicherweise zeigte die Zürcher Gäste nicht ihre übliche Lethargie, sondern stieg von Anfang an mit in die Show ein. Für einen Musikjournalisten eine erfreuliche Abwechslung – oftmals sehen wir an kleinen Clubkonzerten nur Leute, deren Vorstellung von “Abgehen an einem Konzert” sich auf Fusswippen und leichtes Nicken mit dem Kopf beschränkt. Die Musik von Zico Chain erinnert an Soundgarden, System of a Down und Queens of a Stone Age, bringt aber eine eigene Note ins Spiel. Auf der Bühne geben die drei Jungs alles und wenn sie so weiter machen, dann werden sie demnächst nicht mehr nur als Supportband unterwegs sein, sondern ihre eigene Headlinertour unternehmen können.

War die Stimmung während der Vorband schon gut, so steigerte sie sich nach neun Uhr noch weiter. Lizzy Hale und ihre Kollegen von Halestorm zündeten vom ersten Ton an ein musikalisches Feuerwerk und wussten das Publikum über 90 Minuten bestens zu unterhalten. War ihr Set vor ein paar Monaten als Support von Shine Down (Negative White berichtete) rein rockig ausgelegt, so boten sie auf ihrer ersten Headline Tour auch einige Balladen an, mit welchen sie die Setlist perfekt abrundeten. Der Moment, an dem Lizzy alleine ans Keyboard trat und Break In performte, war etwas vom emotionalsten, das ich je erleben durfte. Lizzy kündete den Song als Liebeserklärung an Zürich an – ihrem ersten Gig als Headliner ausserhalb der Heimat. Das Publikum dankte es ihr mit zahlreichen Feuerzeugen – ausnahmsweise mal in der Überzahl gegen die hochgehaltenen Handys – und einer unbeschreiblichen Atmosphäre. Gleich darauf zeigte das Publikum, dass es auch textsicher ist und sang bei Familiar Taste of Poison brav mit. Gerade bei solchen eher ruhigeren Songs zeigt sich, dass Lizzy ihre Stimme nicht nur gegen die Wucht der Drums ihres Bruders oder die Saiten von Josh und Joe schmettern, sondern auch sehr viel Gefühl in sie legen kann.

Lizzys Bruder Arejay überzeugte mich schon beim Supportgig für Shine Down im Plaza an den Drums, doch heute legte er noch einen drauf und zeigte, dass ein echter Drummer auch ohne Drumsticks noch kräftig auf die Trommeln hauen kann. Arejay Hale ist neben Mike Terrana ganz klar einer der weltbesten Drummer. Ich würde alleine wegen ihm an ein Konzert gehen, egal wie schlecht der Rest der Band ist. Glücklicherweise spielt er in einer Band von Vollprofis, in der jedes Mitglied zu überzeugen weiss.

Halestorm und auch Zico Chain verzauberten an diesem Abend das Publikum im abart und liessen alle mit dem gleichen Wunsch zurück: “Kommt bald wieder, es war grossartig!” Ich weiss, dass ich wieder dabei sein werde. Eines der besten Konzerte des Jahres – einzig Lacrimosa und Redwood können da noch mithalten. So macht Arbeit Spass!

Fotos: Sacha Saxer

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