Yes I’m Very Tired Now ist das Soloprojekt des St. Gallers Marc Frischknecht. Seine neuste Single heisst «Shining Lights». Doch was taugt der Song?
Wer kennt das Gefühl nicht? Diese niederdrückende Schwere nach einem langen Arbeitstag, an dem alles falsch gelaufen ist? Wenn man sich nur in ein weiches Bett legen möchte um zu schlafen. Auf die immergleiche Frage kann man nur mit einem rhetorischen «Ja, ich bin todmüde» antworten. Vielleicht bleibt einem darum der lange Name des St. Gallers deswegen so gut hängen: Yes I’m Very Tired Now.
Minimalistische Musik. Einfache Rhythmen. Nebliger Gesang. Musik für ebensolche Momente, wenn man eigentlich möchte, dass die Welt einem in Ruhe lässt.
Marc Frischknecht mit Band hatte vor einem Jahr am St. Galler Openair mächtig überzeugt. Damals hat Marc Frischknecht persönlich seine beiden ersten EPs verteilt, umso gespannter war ich auf diese dritte EP.
«Shining lights are pretty lights»
Der erste Song des Albums ist gleichzeitig der Titeltrack. Ein sanfter Song, fast eine Spur zu seicht. Ein langsam fliessender Fluss, kaum Steine zum Festhalten. Ruhige Songs hat Marc Frischknecht auf den vorhergehenden EPs schon eingängigere produziert. Nur die Worte des Refrains bleiben ganz deutlich hängen, sie machen den halben Song aus:
Yes, you are…
Yes, your are tired of mine.
Sieht man sich das Musik-Video zu Shining Lights an, das in einer brasilianischen Stadt und in St. Gallen gedreht wurde, bekommt der Song eine andere Tiefe und Aussage. Wirklich empfehlenswert!
«The future isn’t made for being alone»
Der zweite Song Waiting fährt ein wie ein Pfeil, lässt schon nach dem ersten Hören kaum mehr los. Der Basslauf hat richtig Drive, das elektronische Arrangement ist geradezu unerhört gut. Helle, gläserne Töne streichen im Hintergrund herum, haben scheinbar nichts mit den Bässen zu tun und stehen doch an der perfekten Stelle. Das Ganze hängt irgendwo zwischen «tanzbar» und «Ekstase», und kurz vor dem Ende legt Frischknecht noch eine Kunstpause ein, ein tiefes Atemholen, bevor er im Refrain nochmal alles gibt und den Song so elektronisch auslaufen lässt, wie er angefangen hat. Nicht zu vergessen der Text, der Gänsehaut-Faktor hat.
Und dank einem Video vom St. Galler Openair kann man auch die Festival-Stimmung noch mal aufleben lassen.
«All my friends are gone»
Nach Waiting hat es der letzte Song All My Friends nicht ganz einfach. Trotzdem macht er sich gut. Verlassen werden und einsam sein, scheinen die allgemeinen Themen der EP zu sein. In diesem Song gipfelt das ganze textlich.
Der Song ist ruhiger und auch gesanglich eher langsam, viele kurze instrumentale Stellen durchziehen den Song. Es sind eben alle weg, nichts läuft mehr. Ausser dem Song, der zieht beharrlich weiter im gleichmässigen Rhythmus, bis er sich einfach urplötzlich ausläuft.
Fazit
Wer die ersten beiden EPs mochte, muss dieses hier auf jeden Fall in die Reihe setzten. YIMVTN sollte auf keiner Playlist für Sommergrillfeste fehlen und wer die Möglichkeit hat Frischknechts Soloprojekt live zu sehen, sollte auch das tun! An sich eine gelungene Veröffentlichung, auch wenn nicht alle drei Songs gleich viel Suchtpotenzial haben.