Stampfender Pathos – sanfte Träume

Der französische Künstler Yoann Lemoine trat mit seinem musikalischen Projekt unter dem Namen Woodkid in Zürich auf. Dabei begeisterte er die rund 700 Besucher des X-Tra mit seinen epischen Klängen.

Er dreht Videos für Katy Perry und Lana Del Ray. Seine eigene Musik ist zum Glück besser. Nach der Türöffnung strömte die Hipster-Jugend fortgeschrittenen Alters in den Zürcher Club. Mit seinem dichten Vollbart war der kleine Franzose Yoann Lemoine alias Woodkid definitiv ihr unumstrittener König.

Wenn die Musik tatsächlich der Soundtrack des Lebens ist, dann stimmt das bei Lemoines Klängen zweifellos, auch wenn er ein dramatischer Regisseur ist. Denn seine epischen Arrangements, durchsetzt mit kämpferischen Trommeln und grossspurigen Bläsersätzen zeichnen bedrohliche, aber nichtsdestotrotz fasziniered anziehende Bilder. Eben jene Ästhetik, die seine hochstilisierten Schwarz-Weiss-Videos zelebrieren. Da wirkte Woodkid mit seinem bunten Hemd wie ein Paradiesvogel, neben seinen sieben schwarz gewandeten Mitmusikern und den düsteren Background-Projektionen.

Dem tristen Alltag entschweben

Das Konzert war geschickt aufgebaut und beschritt einen steten Aufstieg. So wurde der Abend mit sanften, lieblichen Klängen eingeleitet. Woodkid präsentierte zahlreiche Songs des kommenden Albums und machte somit deutlich, dass die Einflüsse des Folks nicht zu knapp kommen. Mit diesen Songs und seiner immer unaufgeregten und sanften Stimme, die perfekt abgemischt durch den Saal hallte, brachte er die Menge zwar vorerst nicht zum Tanzen, dafür boten die Klangwelten Gelegenheit für träumerisches Entschweben aus dem tristen Alltag.

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Mit fortschreitender Zeit brachen die Songs immer mehr aus, wurden fordernder, mutiger, dramatischer. Die Lichtshow drang aus dem gewohnten Bühnenrahmen aus, ergriff zahllose Scheinwerfer entlang des geschlossenen Balkons. Sie zerschneiden den Dunst der gespannten Aufmerksamkeit. Nun war klar: Woodkid ist nicht bloss Musik. Es ist ein Gesamtkunstwerk, das eine unverkennbare Handschrift trägt.

Pathetischer Rave

Dann kam Iron und die hippe Coolness wich ausgelassener Euphorie, die sich in Jubelrufe ergoss. Die kompromisslosen Trommelschläge dröhnten erbarmungslos, liessen die Flaschen an der Bar scheppern. Nun folgten jene Werke, in die sich problemlos ein weiterer Akt einbauen liess. Die beiden Drummer legten los und brachten das Publikum zum Springen und Tanzen. Das Konzert steigerte sich in einen pathetischen Rave. Mit Run Boy Run fuhren die Musiker noch einmal ein vergleichbares Geschütz auf und setzten ein Ausrufezeichen an das Ende des Abends.