Vergangenen Samstag Abend spielten Malkmus and the Jicks im Fri-Son. Ob die Indie-Veteranen allen Erwartungen gerecht wurden und wie seltsam Zugaben sein können, lest ihr hier.

tp. Wann ist ein Konzert gut? Ich finde dann, wenn es den (oft hochtrabenden) Erwartungen entspricht, die man sich im Vornherein fein hergerichtet hat. Man hofft auf bestimmte Songs, die richtige Stimmung und lange Spieldauer. Mal bewusst, mal unbewusst. Werden die Erwartungen enttäuscht, bleibt eine Lücke zurück und das Konzert erscheint im besten Fall als ganz in Ordnung.
Ich erwartete von diesem Auftritt vor allem drei Dinge: Spielfreude, viel Witz und ein gemütliches Konzert im kleinen Rahmen. Naja, eigentlich waren es vier Dinge. Ich war recht sicher – wie des Öfteren – eine schlechte Vorband überstehen zu müssen.
Böse Vorurteile. Punkt vier ist der einzige, den ich nicht serviert bekam. Die Band The Megaphonic Thrift war ein äusserst würdiger Support für die Jicks. Das französische Wort «aérien» erklärt ihre Musik einerseits recht gut: Viel Echo. Luftig. Irgendwie schwebend; man mag mitschweben. Andererseits ist da diese düstere, hungrige Stimmung, eine zum Zerbersten dichte Wand aus Sound. Hat vollauf überzeugt. Einziges Negativ an ihrem Auftritt: Viel zu laut! Etwas leiser hätte auch niemandem geschadet.
Und dann die Jicks. Das Konzert begann mit meinen beiden Lieblingen Oyster und Lariat. Da war ich noch ganz mit Fotografieren beschäftigt, der Anfang zog also blitzschnell an mir vorüber. Dafür konnte der Rest entspannt angegangen werden; wirklich genossen. Denn die Stimmung im Fri-son war heimelig, gemütlich. Zuhause hätte man kaum besser auspannen können. Was auf der kleinen Bühne vonstatten ging, kann man als einfach, unkompliziert und menschlich bezeichnen. Eine Stimmung, wie auf einem Konzert unter Freunden. Stephen warf gönnerhaft mit Lächeln um sich. Ich konnte mir sogar ein persönliches, nur für mich ergattern und das lag den Rest des Abend auf meinen Lippen. Nicht nur auf meinen. Obwohl das Publikum, wie oft auf Schweizer Konzerten, sehr ruhig war, sah man bei vielen ein konstantes Lächeln angeheftet. Vielleicht wegen der leichten, lebendigen Songauswahl. Möglicherweise auch angesteckt, von der ernst gemeinten Fröhlichkeit der Band.
Bei den Jicks wechselten nämlich grimmige Konzentriertheit und ausgelassene Freunde. Sie sind keine Showmen, aber durchaus unterhaltsam. Wahrscheinlich sogar ungewollt. Einfach, weil sie so natürlich sind. Auf der Bühne wurden Grimassen gezogen und Nasen gekratzt. Bassistin Joanna Bolme bat die Techniker direkt, um weniger Rauch. Es würde stinken. Und Schlagzeuger Jake Morris begann beim Anzählen plötzlich laut zu lachen. Obwohl der Gesang nicht immer ganz perfekt, war das klangliche Gesamtbild gut. Man spürte, dass hier die Musik im Vordergrund steht und nicht Musiker. Schön zu sehen. Wo es doch sonst häufig anders ist.
Wirklich witzig wurde es, als die Jicks sich nach längerem Gejubel und “encore plus”-Schreien der Zuschauer noch ein zweites Mal auf die Bühne begaben. Was genau als Zugabe gespielt werden soll, wurde scheinbar vorher nicht abgesprochen. Man fragte also einfach mal das Publikum. Die Hälfte der Musiker kannte die genaue Akkordabfolge der Songs nicht und musste beobachten, was Leader Stephen gerade spielte, um wenigstens einigermassen folgen zu können. Sehr improvisiert. Nicht ganz die feine Art. Aber wenigstens gabs fünf Zugaben, nicht wahr? Und ganz nebenbei war es schon amüsant. Das ist doch eigentlich das Wichtigste.
Der Abgang war etwas verhaspelt. Stephen und Joanna tauschten für den letzten Song die Instrumente gegen ein Bier und sangen nur noch. Gitarrist/Pianist Mike Clark und Schlagzeuger Jake machten den Rest. Zuletzt entschuldigte sich Stephen mit einem “Sorry” und verschwand von der Bühne. Was genau der Auslöser für diese unorganisierte Zugabe war, ist mir nicht ganz klar. Als einziges Minus an einem sonst doch sehr positiven Abend kann man es ruhig als “halb so wild” abstempeln.
Der Auftritt war en gros jedenfalls gut, entsprach dem Erwarteten. Bref, das Fazit: Gerne wieder!
Fotos: Tatjana Pürro
[nggallery id=390]