Wenn die Zeit das Konzert vermiest

Am Samstagabend ging es im Kufa in Lyss temperamentvoll zu und her. Nachdem der Einstieg eher lauwarm verlief, kamen die Zuschauer zunehmend in Fahrt und mit ihnen die Bands. Leider war aber der Auftritt von SOIL zeitlich zu knapp.

 

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(Foto: zvg)

 

Bereits im letzten Januar durfte die alternative Rockband Second Function die Reggae-Punkband Skindred im Dynamo unterstützen (Negative White berichtete). Mit null Heimvorteil, den im Verhältnis zu den nachfolgenden Bands sanfteren Tönen sowie der ruhigen Art, funktionierte das Konzept der Zürcher wenig. Der Auftritt war solide und sympathisch, aber lockte niemanden hinter dem Ofen zur Bühne hervor. Die Zuschauer blieben lieber in einem schönen Halbkreis mit einem Sicherheitsabstand von mindestens 6 Meter zur Bühne stehen. Frontman Flo Bühler machte zwar am Schluss noch Annäherungsversuche und stieg von der Bühne, doch man merkte: Die Zuschauer warteten, bis es weiterging.

Aufstieg in den Olymp?

Mit Maplerun stand eine weitere Vorband auf dem Programm, die wohl die wenigsten kannten. Die Rockband aus Griechenland lieferte einen Mix aus Alternative Rock und Metal, dem man verschiedene Einflüsse entnehmen konnte wie etwa Metallica, System of a Down oder Dream Theater. Die vier Jungs legten sich mächtig ins Zeug, liessen Schweiss sowie viel Herzblut fliessen und kamen bei den Zuschauern sehr gut an. Es könnte sich lohnen, die Griechen im Auge zu behalten – musikalisch wie optisch – vielleicht steigen sie recht bald in den musikalischen Olymp auf.

Kleingewachsen aber ganz gross

Nach einer weiteren sehr zügigen Umbauphase stiegen SOiL frisch, fröhlich und zünftig in den Ring. Eine gut abgestimmte Mischung aus altem Old School Rock, New Metal-Elementen und hartem Metal wurde erwartet und geliefert. Die Zuschauer liessen sich mit dem absolut dynamischen Einstieg sofort mitreissen. Die weltklasse Originalstimme von SOiL preschte mit Vollkraft los und liess dennoch Platz für Dynamik, Groove und schöne Melodien. Der eher kleinegewachsene Ryan McCombs mal wieder ganz gross.
Nach zwei, drei Liedern wurde der Song Halo vom Publikum verlangt. McCombs meinte dann zwar, «No! No! I said No» und wunderte sich amüsiert über die frechen Zurufe aus der Fangemeinde: «Hab ich deiner Familie etwas getan? Du hast mir bereits zwei Mal ‹fuck you› gesagt.» Der Song kam dann ganz zuletzt an die Reihe und McCombs gab ihn sogar in Mitten der Zuschauer zum besten.
Alles in allem war der Auftritt von SOiL aber zeitlich viel zu kurz und daher auch enttäuschend. Gefühlt waren sie kaum auf der Bühne auch schon wieder weg. Von dieser guten Mucke bräuchte man eine ordentlich lange Dosis.

Dreadlooks auf Höhenflug

Dafür war dann aber genug Zeit für Skindred eingeplant. Die schrillen Vögel übertrugen ihr heisses Temperament mit ihrem Mix aus Reggae, Punk, Rock, Dubstep und Hiphop sofort aufs Publikum. Der extrovertierte Frontmann Benji Webbe kam wie immer mit einem sehr schrillen Outfit auf die Bühne und brachte die Stimmung im Nu auf den Höhepunkt. Es wurde auf Kommando gebaunced, Hände eingesetzt und mitgesungen. Das fand Webbe dann mehrfach «amazing!», mit dem bekannten oft zensierten F-Wort vorne dran, welches er ständig zu verwenden pflegte.

Skindred spielte neben alten Hits Songs ab ihrem neuen Album Kill the Power und es kam alles gleichermassen gut an. Bloss das erste Lied direkt nach der Zugabe, ein eher sanfteres, melodiöses, bei dem auch das eine oder andere Feuerzeug gezückt wurde, passte nicht so in die Reihe und man sah ein paar gelangweilte Gesichter. Dieser Part wurde aber spätestens beim allerletzten Song vergessen, als Webbe die Leute aufforderte die Shirts auszuziehen, damit der mal wieder ein paar Helikopter oder unter uns gesagt, wohl eher BH’s zu sehen bekommt. Etwas abgehoben ist der Dreadlookträger definitiv.