Nachdem das Konzert der Black Veil Brides im April abgesagt worden war, mussten ihre Fans – die sogenannte «Black Veil Brides Army» – weitere acht Monate auf den Auftritt ihrer Idole warten. Am Dienstag war es endlich soweit und das ausverkaufte Konzert wurde nachgeholt. Der Komplex Klub schien aus allen Nähten zu platzen, doch zu grösseren Gefühlen als einer durch den beengten Raum hervorgerufenen Platzangst konnten die Jungs mit den Föhnfrisuren nicht beitragen.
ah. Schon bei meinem Eintreffen im Komplex Klub wurde mir klar: Ich gehörte mit meinen 25 Jahren zu den Älteren an diesem Abend. Ansonsten fühlte ich mich als schwarz gekleidetes weibliches Wesen in sehr guter Gesellschaft. Der hohe Frauenanteil verwunderte nicht. Schliesslich wollten alle den schönen Black Veil Brides-Sänger Andy Biersack live erleben. Doch das Publikum musste sich noch gedulden, denn zuerst war Vorband Nummer eins an der Reihe: Die Strawberry Blondes. Die Punkband schien so gar nicht ins Abendprogramm zu passen und konnte leider auch sonst nicht von sich überzeugen. Dafür überzeugte Vorband Nummer zwei umso mehr. Heaven’s Basement vermochten das Publikum von der ersten Sekunde an zu fesseln und rockten den Saal mit einer ungeheuren Energie. Technisch genial und gleichzeitig Rampensau durch und durch – das ist es, was der Band ihren hervorragenden Ruf als Liveband eingebracht hat. Die Jungs gaben alles auf der Bühne und waren – wie es sich gehört – am Ende ihres Sets total verschwitzt und ausgepowert.
Ordentlich angeheizt freute sich das Publikum nun darauf, endlich ihre Helden live sehen zu dürfen. Als das Licht ausging, widerstand ich dem Drang meine Ohren zuzuhalten, um sie vor dem Kreischen der weiblichen Fans zu schützen. Dann erschienen sie auf der Bühne: Perfekt gestylte Föhnfrisuren, trainierte, drahtige Körper, akkurat aufgetragene Körperbemalungen und perfekt zerschnittene Shirts. Mein erster Gedanke war: Sind die aus Plastik?! Andy Biersack lächelte das Lächeln des perfekten Schwiegersohnes und schien gar nicht mehr damit aufhören zu können. Wie ein Pfau stolzierte er auf der kleinen Bühne umher und schaute auf seine «Army» herab. Auch die anderen Bandmitglieder strahlten wie Honigkuchenpferde und schienen trotzdem nur halbherzig bei der Sache zu sein. Abrocken geht definitiv anders. Und das nach so einer energiegeladenen Show von Heaven’s Basement… Als Andy das Publikum dazu aufforderte, heute Abend richtig Gas zu geben, war die Farce komplett. Wer selber wie ein Gockel auf der Bühne rumstolziert und nicht mehr schwitzen will, als unbedingt nötig, kann auch dem Publikum nicht einheizen. Rein musikalisch war an Black Veil Brides Darbietung nichts auszusetzen. Nur Andy Biersacks Stimme zeigte sich live von ihrer schlechten Seite. Der «Black Veil Brides Army» gefiel es trotzdem. Sie sangen fleissig mit und überhäuften die Band mit Bewunderung.
Fotos: Sacha Saxer
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