Zwei Granaten wurden gezündet und sie gingen gnadenlos ab. Am Schwarzen Ball donnerte mit der Vorband She’s All That und Eisbrecher eine gewaltige Ladung an Energie von der Bühne. Die beiden Bandshaben ihren Job als Stimmungsmacher auf jeden Fall erfüllt.
nm. Neugierig schaute das Publikum am Karfreitag auf die Bühne, als die Vorband mit von UV-Licht bestrahlten, quitschgelben Frisuren in Overalls loslegten. She’s All That starteten von null auf hundert; ihr Ziel der dauernde Höhepunkt. Bereits vom ersten Ton an kam eine geballte Ladung an Energie entgegengedonnert, so dass das träge Publikum erst mal schockgefroren reagierte. Der Sänger erklärte, dass er solche Live-Auftritte als Energieaustausch beziehungsweise als Liebe machen, sehe. Nach seiner Meinung, war das jedoch zu Beginn nur leichtes Petting. Nach einigen humorvollen Sprüchen, wo das altbekannte Thema die Deutschen verstehen die Schweizer nicht, aber wir zum Glück sie, aufgegriffen wurde, taute zumindest ein Teil des Publikums auf und unterstütze die Kölner kräftig. So musste er dann auch von einem Mädel aus dem Publikum wissen, wieso wir denn überall ein «li» hinten anhängen, wie Verhüterli, und sie darauf keck sagte, dass die Deutschen das «chen» ja auch kennen, meinte er: «Ah ja, stimmt dann sind wir ja quitt.» Die Lacher waren auf seiner Seite.
Kamasutraspektakel auf dem Höhepunkt
Die blöden Sprüche waren aber nur Teil der absolut temperamentvollen Show. XY und seine maskierte Truppe sahen zwar aus wie alte Steinmänner, doch das hinderte sie nicht, wie wild auf der Bühne herum zu springen. Als sie zum Schluss lässig mit Fliegerbrille sich in Pose warfen, war das Kamasutraspektakel auf dem Höhepunkt. Wer Elektro Punk mit einem gewissen Etwas mag, der wurde auf jeden Fall feucht – äh warm mit dieser Band.
Rosenkavalier mit Charme
Humor steht ja bei vielen Frauen auf der Liste der gewünschten Attribute bei einem Mann. Der lustige Checker Alexander Wesslsky weiss ganz genau wie der Hase läuft. Gleich zu Beginn der Show verteilte der Kavalier rote Rosen unter den Ladies. Seine sexy tiefe Stimme, seinen lustigen Sprüchen und natürlich ganz wichtig; seine Eisbärenschnall auf dem Gürtel, taten später den Rest, dass das eine oder andere Groupie nach vorne rief: «Ausziehen!»
Alexx mag solche Bestätigungen durchs Publikum. So erfreute er sich ab der verneinenden Antwort des Publikums auf die Frage, ob man es ihm ansehe, dass er der Älteste in dieser Runde sei. Bereits zehn Jahre gibt es Eisbrecher nun. Er und Pix, die beständigen und wichtigsten Köpfe der deutschen Band haben zusammen mit dem derzeitigen Rest sichtlich Spass auf der Bühne. Der Unterhaltungsprofi versteht es alle und jeden mit in die Show einzubeziehen und vieles entsteht spontan in der Show. Sogar die Fotografen kamen nicht ungeschoren davon. «Willkommen zum Fotografen-Hürdenlauf. Wer auf Platz eins ist, weiss ich zwar nicht. Bringt denn das überhaupt noch was, da gibt es ja noch 1000 von euch im Publikum?! Ach, Spass bei Seite, die machen einen guten Job, die tun noch was fürs Geld.» Später mokierte er sich dann hingegen drüber, dass ein Fan ihn nur durch das Handy angeguckt hat: „Schau doch weiter durch dein Telefon. Da sieht die Welt doch gleich besser aus.“
So sexy jodelt keiner
Die Sprüche von Alexx gehören einfach zu einem Eisbrecher Konzert. Er meinte zwar, dass er sich vorgenommen hätte weniger zu reden, so wirklich glauben, kann man das aber nicht. Dass er zu dem steht, was er macht, zeigte er auch mit seiner einmaligen Jodeleinlage. Obwohl er in diversen Foren, Medien und auf Facebook angegriffen wurde und als billige Klamaukshow abgestempelt wurde, macht er weiter, denn er denkt: Was soll denn dieses Gothic-Getue, keine Zeit für Spass? Die Anwesenden waren aber jeden Fall von der Fraktion Spass, denn es wurde applaudiert und gelacht bis zum Umfallen.
Die Eröffnung des Schwarzen Balls mit diesem Mix an humorvoller Unterhaltung und schlagstarkem Gothic Rock gefiel dem Grossteil des Publikums.
Fotos: Nicola Tröhler
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