Tim Vantol – Basement Sessions

Habt ihr euch schon mal gefragt, was Niederländer alles in ihren Kellern treiben? Nein? Zugegeben, ich auch nicht. Hellhörig wurde ich erst, als ich erfuhr, dass Folk-Punker Tim Vantol sein eigenes kleines Studio unter der Erde eingerichtet hatte und dort seine neue Akustik-EP aufgenommen hatte.

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Wer Chuck Ragan, Frank Turner, Dave Hause und die ganzen anderen Kollegen von der Revival Tour mag, kommt um einen weiteren Namen nicht herum: Tim Vantol. Auch der Niederländer hat seine Wurzeln im Punkrock (war unter anderem Bassist bei den Melodic Punks von Antillectual) und ist vor allem bekannt für seine unermüdliche Bereitschaft auf ausgedehnte Tourneen zu gehen. Meistert er die Konzerte heutzutage vermehrt mit seiner Begleitband, die auch auf dem aktuellen Album If We Go Down, We Will Go Together für einen volleren Sound sorgt, so war Vantol noch zu Beginn seiner Solokarriere oftmals alleine mit seiner Gitarre unterwegs. Natürlich haben beide Arten ihren Reiz. Wer aber bereits einer Soloshow beiwohnen konnte, der weiss, dass Tim jeweils sein ganzes Herzblut in seine Lieder steckt und so diese an Intensität sogar noch dazu gewinnen.

Der Gedanke eines Unplugged-Albums lag also nicht fern. So spielte Tim Vantol auf der neuen Basement Sessions EP fünf Songs in intimer, akustischer Version ein. Wie der Name der EP bereits verlauten lässt, nahm Tim diese Session in seinem eigenen Keller auf, den er zusammen mit seinem Vater in ein kleines Tonstudio umgebaut hatte.

Ich möchte, dass meine Freunde und Fans ein paar der Songs von meinem aktuellen Album genau so hören können, wie ich sie auch geschrieben habe und wie ich sie auch bei meinen Soloshows spiele – back to basic, nur meine Gitarre und ich.Tim Vantol

Und diese Atmosphäre ist wahrlich gut eingefangen. Als ich mir die EP das erste Mal angehört hatte, fühlte ich mich sofort an ein Tim Vantol Konzert versetzt. Minus all den anderen Zuschauern, Bargeräuschen und der drückenden Wärme die zuweilen in vollen Klubs entstehen kann. Aber ernsthaft, wenn man die Augen schliesst und sich darauf einlässt, kann man fast schon fühlen wie Tim neben einem sitzt und seine Lieder nur für einen selbst schallert. Und während ich mir diese fünf Songs anhörte, erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich sie laut mitsingen wollte. Am liebsten auf der Stelle aufspringen und der nächstbesten Person die man sieht, entgegen singen, dass sich auch nach vertanen Gelegenheiten immer wieder neue Chancen ergeben (Broken Mirror).

Doch stattdessen plötzliche Stille. Ziemlich genau 14 Minuten nachdem ich die Play-Taste gedrückt hatte, war der Zauber bereits schon wieder vorbei. «Viel zu kurz! Ich will mehr! Warum ist das nur eine EP mit fünf Liedern?» waren meine ersten klaren Gedanken. Auch ein bisschen schade, dass keine neuen Lieder darauf zu hören sind. Zwei Lieder vom Debüt Road Sweet Road und drei vom aktuellen Album – that’s it. Natürlich sind es fünf gute Songs und sie sind schön anzuhören, aber gleichzeitig fehlt ein bisschen das besondere Zückerli auf der Basement Sessions EP.

Wer die beiden Vantol Alben bereits besitzt, verpasst streng genommen nicht viel, wenn er sich die EP nicht zulegt. Für Neulinge, die Tim Vantol noch nicht kennen, zeigt die EP auch schon fast wieder zu wenig, fehlt doch zum Beispiel Nothing welches bei Liveshows stets lautstark mitgesungen wird. Die Basement Sessions EP ist wohl eher an sich als Zückerli zu sehen, um die Wartezeit bis zum dritten Album oder bis zum nächsten Tim Vantol Konzert zu verkürzen. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als nochmals Play zu drücken und  wieder um 14 Minuten zu verkürzen.


Release

17. Oktober 2014 – digital
3. November 2014 – 10” Vinyl (limitiert auf 500 Stück)

Label
Uncle M

Tracklist
01. Apologies, I Have Some
02. Mercy Will Kill Me
03. Hands Full Of Dust
04. Broken Mirror
05. Bitter Morning Taste