Bild: Nicole Odermatt

SWMRS schwimmen gegen den Strom: Frischer Punkrock statt dreckiger Drunkrock

Statt Springerstiefel, gibt’s Vans und Chucks. Statt wüste Hasstiraden, Liebesschwüre an Miley Cyrus und Harry Dean. Und dennoch wird rebelliert, für Individualismus plädiert und ausgelassen zelebriert. Willkommen auf der bunten Seite des Punks!

Der erste Drum-Schlag sitzt und schon verwandelt sich das Publikum im Dynamo in ein dynamisches Gewirr aus hüpfenden, wild pogenden Teenies. Genau so gehört sich das, wenn SWMRS die kleinen Clubbühnen auf ihrer Tour quer durch Europa betreten. Die Band, die mehr als 9000 Kilometer Luftlinie hinter sich gelassen hat um ihren Highschool-Skater-Punk-Sound auch in die Schweiz zu bringen, reisst das Publikum mit kalifornischer Coolness binnen Sekunden wortwörtlich aus den Schuhen.

Kalifornische-Punk-Ideologie in den Wurzeln

Doch bevor die Party richtig beginnen kann, gibt’s noch ernste Worte von Seite der Band:

«Wenn dich irgendjemand hier drinnen auf unangenehme Weise berührt, dann hau ihm eine. Du bist nicht alleine. Mach dich bemerkbar, dann stoppen wir die Show und werfen ihn raus. Missbrauch ist hier nicht erlaubt.»

Löbliche Worte für einen Jungen Anfang 20. Doch was bringt Becker zu dieser Einstellung? Es sind die Roots, die Wurzeln. Wie Sänger Cole Baker selbst von sich sagt, hat ihn und seine Bandkollegen das Aufwachsen in der East Bay in Mitte der Berkeley Punkscene stark beeinflusst. Denn während in Deutschland in den späten 80er- und 90er-Jahre schleichend Alkohol und Gewaltbereitschaft in die Subkultur Einzug hielt, eröffnete sich mit dem Musikclub 924 Gilman Street in West Berkleley den jungen Szenen-Anhänger eine völlig neue Welt: Um den Eingriff der örtlichen Polizei zu verhindert, war im und um das Lokal weder Alkohol, noch Gewalt erlaubt. So entstand in Kürze ein Ort an dem Gleichgesinnte frei von Rassismus, Sexismus und Homophobie ihre Leidenschaft zur Musik ausleben konnte.

Das Resultat: Bands wie Operation Ivy, Rancid, The Offspring und allen voran einer der erfolgreichsten Punkgruppe aller Zeiten – Green Day. Eine Band die seit Anbeginn ihrer Karriere in ihren Songs immer wieder starke Gesellschaftskritik ausübten und ohne die es die SWMRS ganz gewiss nicht geben würde.

Musik im Blut

Während der eingehende Post-Punk-Beat durch die Körper der Zuschauer strömt und sie zum ausgelassenen tanzen animmiert, fliesst durch die Adern des Schlagzeuger nicht nur viel Talent sondern auch das Blut eines echten Rockstars. Joey Armstrong ist nicht weniger als der Sohn von Green Day Frontman Billie Joe Armstrong hochstpersönlich. Ob Fluch oder Segen, der Sohnemann zeigt, dass er es kann und macht seinem Namen mit fetzigen Rythmen alle Ehren. Da ist Daddy bestimmt stolz.

Neues Material im Gepäck

Die SWMRS brachten nicht nur ihren typischen Feel-Good-Flair  in die Schweiz, sondern auch ein brandneuen Song, der den Club einen Abend lang in Flammen stellte. Berkeley’s On Fire ist der sozialpolitischen, vielversprechende Vorbote eines zweiten Albums, einer Band die es mit Sicherheit noch weit bringen wird. SWMRS, wir können es kaum erwarten!