So war das letzte Ragnarök

Bild: Francesco Tancredi

In Hüntwangen fand das zehnte Ragnarök-Spektakel statt. Laut Veranstalter soll die Jubiläumssause auch der Abschluss sein. Zum Anlass lockten nicht nur ein grosser Mittelaltermarkt, sondern auch kultige Bands wie Eluveitie. 

Grösser, besser, mehr. 

Im Ragnarök-OK hat man offenbar keine Lust mehr auf die konstante Steigerung, die von erfolgreichen Konzepten mittlerweile erwartet wird. Auf der Homepage der Veranstalter heisst es: «die Mittelalter-Szene ist zu einer In-Szene herangewachsen. Die Spektakel werden immer grösser und kostspieliger. Da können und wollen wir nicht mehr mithalten.» Nach zehn Spektakeln und zwölf Jahren soll das Wikingerfest 2018 denn auch zum letzten Mal steigen, wie wir hier im Vorfeld berichtet hatten. Schade. Aber erst recht ein Grund, noch einmal hinzugehen, zumal die Veranstalter mit Eluveitie eine grosse, kultige Band auf die Bühne geholt haben. 

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OK-Mitglied und treuer, langjähriger Helfer – das Team macht die wahre Musik! Bild: Francesco Tancredi.

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Das Ragnarök findet im Amphitheater bei Hüntwangen statt, und gerade der Samstag ist konstant vernieselt. Nach der mehrwöchigen Hitzewelle ist das erst recht angenehm, aber ich bin dann doch recht schnell froh, dass ich Gugel und Umhang dabei habe. 

Das Gelände erlaubt eine breite Verteilung des Spektakels. Unten, im eigentlichen Amphitheater, befinden sich ein Teil des Marktes, Heerlager, der Zeltplatz und zwei kleine Bühnen. Auf der einen spielen Saitenstreich. Obwohl sie zwischen den Ständen kaum Platz zu haben scheinen, bildet sich doch schnell eine Traube aus Zuhörern um das Duo. Die beiden sind seit Jahren an vielen Mittelalter-Events eine bekannte Grösse mit ihren eingängigen, folkigen Songs. 

Kinderfreundliche Szene

Auf der zweiten Bühne, vor einer Burg-Kulisse, wird gerade ein Theater dargeboten, als wir das Amphitheater zum ersten Mal betreten. Die Zuschauermenge ist recht gross und das Stück schon zu zwei Dritteln durch, daher kriege ich sehr wenig von der Handlung mit. Nur soviel: die kleinsten Zuschauer kommen voll auf ihre Kosten. Die Kinder werden ins Stück integriert, sollen als Armee des Königs auf die Bühne, es gibt Gequietsche und Gelächter. 

Wir stehen derweil am Crêpes-Stand an. Das traditionelle Spanferkel fällt leider aus. Nicht zuletzt, da das Spektakel doch recht nah am Waldrand stattfindet, denn trotz Nieselregens herrscht immer noch Feuerverbot. 

Ein weitläufiges Gelände für einen gebührenden Ragnarök-Showdown. Bild: Franesco Tancredi.

Starke Bands auf der Hauptbühne

Als die Nacht hereinbricht und wir bei der zweiten Flasche Met angelangt sind, füllt sich der obere Bereich des Festivals mehr und mehr. Angesichts des Line-Ups wundert das nicht. Den Anfang macht die fünfköpfige Schweizer Formation Caladmor, die dem Publikum trotz Kälte und Nässe ordentlich einheizt. 

[su_pullquote left_or_right=“left“]Vielleicht hat der Tontechniker die Freude an Met und Bier geteilt.[/su_pullquote]

Weiter geht es mit der Luzerner Band Abinchova. Mir persönlich sagt die Band nicht so zu, wesswegen ich einen Grossteil des Konzertes mit Schwatzen und Essen verpasse. Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben: Als ich später in Abinchova reinhöre, klingt der Sound doch deutlich besser. Vielleicht hat der Tontechniker die Freude der Festivalbesucher am Met und Bier geteilt, denn der Beginn des Eluveitie-Konzerts gehört tontechnisch zum schlechtesten, was mir je zu Ohren gekommen ist. 

Tontechnische Schwierigkeiten

Eluveitie sind eine grosse, kultige Band und so wundert es nicht, dass der Platz vor dem Konzert am Abend dann doch sehr voll ist, obwohl man fast so viele Regenjacken wie Umhänge sieht. 

Als die Band loslegt, hört man den Sänger erst gar nicht, und die erste Hälfte des ersten Songs klingt mehr nach Grindcore denn nach Folk Metal. 

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Eluveitie rüttelten so richtig an Walhallas Toren. Bild: Francesco Tancredi.

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Schliesslich dreht jemand am Regler und Frontmann Chrigel ist zu hören – im Gegensatz zu Harfenistin und Sängerin Fabienne, deren Harfe noch für einige Songs blosser Dekorationsgegenstand bleibt. Selbst beim Akustikset, in dem sie nur von einer Flöte begleitet spielt, sind kaum mehr als die höchsten Töne der Akkorde zu hören. 

Das Publikum lässt sich davon nicht stören und die Band sowieso nicht. Die Freude über das Heimspiel ist ihnen deutlich anzumerken. Begeistert präsentieren sie ihren Hit Call of the Mountains auf Schweizerdeutsch. Den Kultsong Inis Mona sparen sie sich für die Zugabe auf. 

Als die letzten Akkorde verklingen, machen sich Kälte und Regen wieder bemerkbar. Wir treten den Heimweg an. Zurück bleibt die Erinnerung an ein schönes Mittelalterspektakel mit mitreissender Musik. Und die Hoffnung, dass es vielleicht doch nicht das letzte Ragnarök war.