Am Freitagabend spielten Schandmaul endlich mal wieder in der Schweiz. Im Gepäck ihr neues Album «Unendlich» und ganz viele Lieder aus ihren älteren Alben. Eine gelungene Mischung aus Neuem und Altem, wobei sie bei den älteren Liedern wirklich ganz tief gegraben haben. Die Vorband Die Kammer boten einen eher speziellen Auftritt.
Pünktlich um acht traten Die Kammer auf die Bühne. Die deutsche Band ist für ihre rein akustische Musik bekannt. Die bunte Mischung aus Cello, Viola, Violine, Gitarre, Tuba und Drums schufen ein einzigartiges Klangmuster, welches nicht jedem gefallen hat. Ein paar wenige schaukelten sachte zur Musik mit, vereinzelt wurde sogar mitgesungen, aber für eine Vorband von Schandmaul war die Liederauswahl eher zu melancholisch und schwer. Dennoch gaben sich Die Kammer grosse Mühe und bei vereinzelten Liedern, die etwas schneller und lebensfroher sind, fingen sie das Publikum auch besser ein.
Nach etwa fünfzig Minuten wurde die Bühne geräumt und aufgestellt für Schandmaul. Da Anna Katharina Kränzlein (Geigenspielerin) erneut schwanger ist, wurde sie von einer blonden Schönheit mit extrem langen Haaren ersetzt, deren Name leider im Applaus etwas unterging. Die spätere Google-Recherche ergab, dass es sich um Ally Storch (Ally the Fiddle und ASPs Zaubererbrüder) handelte. Jetzt wusste ich auch, warum sie mir so bekannt vorkam. Schandmaul legte sofort los und heizte dem Publikum so richtig ein. Neben den neuen Liedern ihres Albums Unendlich spielten sie auch Klassiker wie Teufelsweib, Willst du, Walpurgisnacht oder Das Tuch.
Zwar war der Komplex nicht ansatzweise gefüllt, der obere Stockwerk war geschlossen und auch unten hatte man noch reichlich Platz, dennoch war die Stimmung bombastisch. An allen Ecken wurde getanzt, eingehackt, gehüpft, mitgeklatscht und mitgesungen. Zwischendurch erheiterte Sänger Thomas Lindner mit kleinen Anekdoten und Geschichten über ihren Bandalltag, den Zollkontrollen oder zu den verschiedenen Liedern das Publikum. Beim Lied Euch zum Geleit wurde das Publikum so sehr emotional berührt das bis auf ein paar wenige alle in die Hocke gingen und während des gesamten Liedes ausharrten und einzelne Tränen vergossen.
Dein Anblick wurde natürlich auch wieder gespielt und das Publikum sang noch lange nach der Band mit. Lohnenswert denn Schandmaul kam wieder und hatte eine Überraschung im Gepäck. Zusammen mit einem musikalischen Kollegen, der schon bei der Originalaufnahme des Videos mitgewirkt hatte, und den englischen Teil von Der Teufel hat den Schnaps gemacht übernahm spielten sie eine fantastische Zugabe und beendeten das Konzert so lebensfroh und gutgelaunt wie sie im vorherigen Lied Leb! schon erwähnten.
Die Energie zwischen Band und Publikum ist bei Schandmaul einfach immer wieder einzigartig und man erlebt selten ein so mitreissendes und gutes Konzert. Es wird einem nie langweilig und man braucht keine riesige Bühnenshow, die Instrumente, die Band und das Publikum reicht vollkommen aus um ein Konzert zu erleben, welches einen berührt, mitreisst, inspiriert, ermuntert und bereichert.