Das Schweizer Hardrock Urgestein hat ins Volkshaus geladen und durfte wegen grosser Nachfrage gleich zwei Abende hintereinander spielen. Obwohl die Herren von Krokus schon etwas in die Jahre gekommen sind, lieferten sie am ersten Abend eine schonungslos ausdauernde Show und wirkten am Ende gar nicht müde.

nm. Schon vor den Türen des Volkshauses war klar, dass am Donnerstag was Alteingesessenes auf der Bühne stehen wird. Das Durchschnittsalter betrug, wenig überraschend, mindestens 50 Jahre. Eine totale Überraschung war dann für viele die Vorband, beziehungsweise die Einmann-Show von Bob Spring. Der Schweizer Künstler schob sich ohne Specialeffect und grosses Trara zwischen dem Vorhang durch und stellte sich mit seiner Gitarre vors Mikrofon. Die verdutzten Blicke aus dem Publikum, welches nicht recht wusste, wer das ist und was er macht, konterte er mit «Lets rock’n roll!»
Ehrliche Musik mit Bob Spring
Und dann legte er los. Der Mann stand einfach da, sang bravurös, spielte gekonnt Gitarre und sah mit seiner schwarzen Haarpracht unverschämt attraktiv aus. Nach dem ersten Song entschuldigte er sich: «Ich weiss, ich bin unangekündigt gekommen. Ja, nicht mal im Backstage wussten sie etwas von mir.» Shit happens, Sonnenbrille auf und weiter ging’s. Nachdem er schon mit seiner ersten Ansage alle Sympathien auf sich gezogen hat, trumpfte er nach dem zweiten Song nach: «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht nervös bin. Ich heisse übrigens Bob Spring; das ist wirklich mein echter Name». Grund für die Nervosität hätte er keinen gehabt. Spring bringt schon reichlich Bühnenerfahrung mit. Von 2000 bis 2010 war er Leadsänger der Rockband Backwash und seit 2007 ist er auch Solo unterwegs. Seinen hausgemachten Musikstil bezeichnet er als Junk Blues und Dark Country.
Schade, dass das Publikum nur in den Genuss von einer handvoll Lieder gekommen ist. Er hätte ruhig weiterspielen können. Bis der Vorhang fiel verstrich echt genug Zeit, so dass das Publikum etwas ungeduldig wurde.
Krokus – Qualität die bleibt
Nach einem kurzen Intro war es aber soweit, die Herren von Krokus drehten auf. Altmeister Marc Storace überzeugte schon nach den ersten Tönen mit seiner unverkennbaren Reibeisenstimme. Die Saitenhexer liessen ihre Gitarren kreischen und das Schlagzeug gab den treibenden Rhythmus vor. Das Publikum liess sich davon mitreissen und klatschte fleissig mit.
Anfänglich wurden vor allem Tracks ab den neuen Platten gespielt und so mach hart eingesottener Fan vermisste wohl die alten, energiegeladeneren Songs. Doch insgesamt war das Set ihrer «The Close Contact Dög Tour» ein fairer Mix aus alt und neu. Rock’n’Roll-Perlen wie das flotte Go Baby Go oder andere Klassiker wie Long Stick Goes oder Eat The Rich, der gemütliche aber doch groovende neue Titelsong Dirty Dynamite oder auch Hoodo Woman verleiteten immer wieder zum Luftgitarre-Spielen und mitgehen.
Die Truppe hatte sichtlich Spass auf der Bühne. Was etwas fehlte, war die Interaktion mit dem Publikum. Storace verlor insgesamt keine grossen Worte und von den restlichen Bandmitgliedern meldete sich nur Plappermaul Chris von Rohr mit ein paar Ansagen von der Bühne runter. Wahrscheinlich waren sie so im Flow, dass sie diesen Part völlig ausser acht liessen.
Musikalisch muss man den Herren aber zugestehen: Das ist Qualität, die nicht vergeht. Beweise gibt es viele. Dass hier legendäre Rock’n’Roller am Werk waren zeugte ja schon die doppelt ausverkaufte Show. Auch durfte sich Storace bei den anwesenden Fans für den Platinstatus ihres neuen Werkes Dirty Dynamite bedanken, welchen sie just vor der Show erhielten.
Die Schweizer Urgesteine sind trotz oder eben gerade wegen ihrer ab und zu stürmischen Bandgeschichte mit Besatzungswechsel und Streitereien immer noch auf Zack und verdienen das Prädikat «Solid Rock’n’Rollers for ever».
Fotos: Sacha Saxer
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