Helsinki Vampires im Z7 (Sacha Saxer)
Helsinki Vampires im Z7 (Sacha Saxer)

Rock’n’Sad trifft’s

Vampire sind unsterblich, nicht aber ihre Fans. Am Dienstagabend schmolzen statt Frauenherzen nur der vom Himmel fallende nasse Schnee, als die Helsinki Vampires The 69 Eyes in Pratteln auftraten. Auch die Vorband Lacrimas Profundere konnte das spärlich vorhandene Publikum mit ihrem Rock’n Sad wenig überzeugen.

Man hätte auch zu Hause bleiben, sich kuschelig in eine warme Decke einpacken und das berührende, neuste Album X  von The 69 Eyes einschieben können. Wer das getan hat und die Band schon mehrmals live erleben durfte, hat an diesem Abend, abgesehen von den neuen Songs, nicht viel verpasst. Die Band liessen den Biss alter Tage vermissen. Jyrki 69 sang mit seiner erotisch tiefen Stimme gewohnt überzeugend, doch in Sache Stimmungsmacher erfüllte er seinen Job unbefriedigend.

Aber schon der Start in den Abend verlief harzig. Auch eine Stunde nach Türöffnung zum eigentlichen Konzertbeginn, war das Z7 noch extrem leer. Ob Lacrimas Profundere darum ihren Auftritt erst mit einer pünktlichen Verspätung von zwanzig Minuten starteten oder ob sie sich die beiden Bands noch überlegen mussten, ob sie nun wirklich Lust auf all das haben, wusste man nicht so recht. Vielleicht hat der Sänger Roberto Vitacca sich auch nur etwas geniert mit seiner ungepflegten Frisur und kraftlosen Stimme auf der Bühne zu erscheinen.

Eine passende Ausrede hatte er dazu wenigstens; Lacrimas Profundere arbeiteten in letzter Zeit dauernd im Studio an ihrem neuen Werk, welches die deutsche Band auf den Mai angekündigt hat. Möglich, dass das düstere Vierergespann sich wieder zuerst an die Zivilisation akklimatisieren muss, um auf der Bühne die Balance zwischen ihrem harten Gothrock und ihren sanften, traurigen Balladen erneut zu finden. Ansonsten war der Support eher traurig als rockig.

Dass gefühlt mehrere Stunden vergingen, exakt zwar nur eine dreiviertel Stunde, bis die Bühne umgebaut war, liessen die Anwesenden ruhig über sich ergehen. Die Fans wurden mit dem Intro I wanna do bad things with you aus der Totenstarre geholt. Gewohnt cool mit Sonnenbrille bewaffnet kamen die Finnen auf die Bühne. Jyrki 69 gehört zu den Wenigen, die auf der Bühne Sonnenbrille tragen dürfen, ohne dass es peinlich und aufgesetzt wirkt. An diesem Abend übertrafen sie sich aber, wie erwähnt, mit ihrer Coolness. Kein einziges Mal zog er seine Brille ab, der gewohnte Fankontakt blieb gänzlich aus und seine sonst so sexy Posen beschränkte er aufs Minimum statt aufs Optimum.

Einzig auf den barfuss schlagzeugspielenden Jussi 69 war Verlass. Hyperaktiv wie er ist, rockte er hinten mit fliegenden Haaren und Stöcken, was das Zeug hielt. Immer wieder kletterte er auf seinen Hocker, zeigte den Fans seinen nackten Oberkörper und eine gewaltige Portion Energie.

Abgesehen von ein paar kreischenden Chicks, welche es zeitweise definitiv übertrieben haben, gab aber auch das Publikum der Band ein lasches Feedback zurück. “I’m a Rocker – Jyrki 69” meinte vor dem letzten Song berechtigt arrogant: “Hey ich stehe mit meinen 44 Jahren am Dienstagabend auf der Bühne für euch, da müsst ihr mehr bieten, um mit mir tanzen zu dürfen.” Worauf er zum Abschluss für den letzten Song in alter Manier losrockte.

Lässt sich nur hoffen, dass sich die Band und die Fans nicht ganz verlieren und der letzte Song ein Zeichen für weitere heisse Bisse der finnischen Vampire war.

 

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