Vor vier Jahren gelang Robert Francis mit dem Ohrwurm «Junebug» der Durchbruch. Grössere Erfolge blieben ihm zwar seither verwehrt, dennoch konnte er auf eine kleine, treue Fangemeinde an seinem Konzert im Zürcher Komplex Klub zählen.

Freitagabend, frühsommerlich warmes Wetter. Sind wir ehrlich, man konnte sich auch Verlockenderes vorstellen, als den Tag in einem Klub unter der Erde ausklingen zu lassen. So tut es mir auch nur bedingt leid, dass ich Maxim Ludwig, die erste Vorband des Abends, bereits verpasst hatte, als ich kurz nach 19 Uhr im Komplex Klub eintraf. Von dem Herrn gab es später auch noch mehr zu sehen und zu hören, ist er doch auch der Gitarrist von Robert Francis‘ Backing-Band, The Night Tide.
Die zweiten Einheizer des Abends waren The Melodic. Die fünfköpfige Band aus London weiss, wie man Folk mit rassigen Latin-Rhythmen aufpeppen kann. Durch Einsatz von Melodica und Autoharp verleihen sie ihrem Sound zudem einen Wiedererkennungswert, der sie von einer schlichten Folk Band abhebt. Schade nur, dass die zahlreich auf dem Boden sitzenden Fans während der gesamten Vorstellung sitzen blieben. Vielleicht hätte der Darbietung ein bisschen weniger Zurückhaltung gut getan: Das Publikum mehr anstacheln, ein bisschen mehr Interaktion. So fehlte hier schlicht und einfach das erforderliche Element für einen tollen Auftritt.
Wie bereits erwähnt, die drückende Wärme draussen, die vergangene Arbeitswoche in den Knochen verankert – das Publikum schien einfach noch müde zu sein. Dies änderte sich jedoch blitzschnell, als Robert Francis zusammen mit seinen Jungs von The Night Tide die Bühne betrat. Sein Outfit, eine Denim-Latzhose mit einem weissen T-Shirt drunter, kombiniert mit braunen Arbeiter-Boots, löste im Publikum umgehend Getuschel und Gekichere aus. Unbeirrt davon startete die Band den Auftritt mit dem Lied Darkness vom Hitalbum Before Nightfall. An diesem musikalisch einwandfreien Konzert verzückte Robert Francis mit seiner samtigen Stimme und steigerte sich, wo immer passend, in ein Gitarrensolo, welches er auch mal auf den Knien zum Besten gab. Zwischen den Songs beteuerte er immer wieder, wie froh er sei, wieder in der Schweiz spielen zu können, und dass es ihm leid tut, dass seit dem letzten Mal schon so viel Zeit vergangen sei. Und auch an diesem Konzertabend ging die Zeit wie im Flug vorbei – wenngleich dies auch daran liegen könnte, dass der Auftritt gerade mal 70 Minuten dauerte. Hits wurden zwar keine ausgelassen, jedoch war es augenfällig, dass vom aktuellen vierten Album Heaven gerade einmal vier Lieder gespielt wurden. Meines Erachtens nach hätte gut noch ein langsameres Lied, zum Beispiel Wasted On You oder I’ve Been Meaning To Call, von Francis alleine vorgetragen, in die Zugabe gepasst; wo er auf genau diese Art mit Little Girl denn auch seinen Auftritt beendete.
Als Trostpflaster für den eher kurzen Gig konnte man nach dem Konzert dafür noch alle Musiker des Abends am Merchandise Stand treffen. Autogramme, Fotos oder ein kurzes Gespräch – immer wieder schön zu sehen, wenn Bands sich für die Fans Zeit nehmen, ihnen interessiert zuhören und auch keine Berührungsängste zeigen.