Nach Motörhead am Freitag fegte am Samstagabend der Gruselrocker Rob Zombie durch die Eishalle in Wetzikon. Mitgebracht hat er wie immer 100 Prozent Zombie Power. Leider blieb seine zombastische Horror Picture Show dieses Mal zusammen mit Megadeth und deren Fans zu Hause. Immerhin durfte der Hellbilly seinen grössten, kleinsten Fan auf der Bühne begrüssen.

Am letzten Samstag kletterten einige mit Pentagrammen bestückte Hellbilly-Fans aus ihrer Gruselkiste, um einen Abend lang zu feiern. Der Zuschauerandrang blieb verblüffend klein. Nur etwas über tausend Tickets gingen weg und die Hälfte der Eishalle wurde darum von den Veranstaltern mit einer schwarzen Wand abgesperrt. Ein Grund des fernbleibenden Publikums war sicherlich die Absage des eigentlichen zweiten Headliners Megadeth. Die Band musste das Konzert aufgrund eines Todesfalls absagen.
Vetternwirtschaft par excellence
Entsprechend wenig Unterstützung mussten darum auch die Vorbands in Kauf nehmen. Die Nu-Metal-Band aus Boston, Powerman 5000, hatte die undankbare Aufgabe, die Leute aus der schwülen Hitze herein in die noch schwülere Luft zu locken. Aufgewärmt wollte eigentlich niemand mehr werden und doch brachte die selbstbewusste Band eine gute Stimmung in die Eishalle. Eigentlich logisch, wenn man die verwandtschaftlichen Verhältnisse kennt.
Musikalisch kann man sich streiten, ob Powerman 5000 das gelbe vom Ei ist. Vergleicht man den technoartigen Industrial-Rock von Frontmann Spider One mit der Mucke seines Bruders, dann wohl eher nicht. Hörbar, tanzbar, aber null Hitalarm. Und doch: Energie versprühte die Band so viel, dass die ersten Zuschauer bereits das Tanzbein schwangen. Spider One wäre ja auch schön blöd, wenn er weniger Power geben würde, als sein Halbbruder Rob Zombie es tut; vor allem, wenn dieser nachher noch auf der Bühne steht.
Wer? Von wo?
Powerman 5000 machten nach ihrer circa 40-minütigen Show Platz für die Ersatzband. Anstelle von Megadeth sprangen die Schweden von Avatar auf die Bühne. Optisch machten die Fünf einiges her. Gekleidet wie einem Freak-Zirkus entsprungen, zeigten sie es mit ihren langen Haaren vor und liessen einige Köpfe im Publikum rotieren. Seit fünf Jahren seien sie nicht mehr in der Schweiz gewesen, meinte Frontmann Johannes Eckerström, der mit seiner schwarz-weissen Schminke besonders auffiel. Damit alle Zuschauer auch ganz genau Bescheid wussten, also auch der hinterste und letzte, ja sogar die, welche erst ab Mitte Konzert oder auch erst ganz am Schluss auftauchten, wiederholte er mehrmals, dass sie Avatar aus Göteborg, Schweden, seien.
Rock Zombie robt ab
Nach dem herrlich trashigen, polternden Sound konnte nur noch einer mehr aufdrehen: Der Zombinator natürlich! Während der Umbauphase wurde die Bühne mit seinen bekannten Mikrophonen aus der Gruselkiste bestückt. Dies liess auf eine wunderbare Horrorshow vom Feinsten hoffen. Leider wurden diese Erwartungen überhaupt nicht erfüllt. Einerseits prangte hinten an der Bühne nur eine Leinwand mit ein paar Monstern drauf, statt einem Screen für seine üblich geniale Videoshow. Andererseits fehlten seine fabelhaften Roboter und trashigen Monsterpuppen, welche er normalerweise über die Bühne rennen lässt. Immerhin hatte er seine riesen Luftballone dabei. Ganz zur Freude des Publikums.
Umso mehr gab Zombie Gas – und dies nicht umsonst. Er rannte, unter dem Jubel des Publikums, von einem Bühnenende ans andere, drehte sich ausgelassen im Kreis und ging auch mehrmals mit dem Publikum auf Tuchfühlung. Zum einen bahnte er sich, mit einer Taschenlampe bewaffnet, einen Weg durchs Publikum, um noch kurz auf der Bar zu tanzen, zum anderen lud er jemand Spezielles auf die Bühne ein. Normalerweise hört er immer wieder Sätze wie: «Ich bin dein grösster Fan!» Am Samstag glaubte er, seinen kleinsten Fan gefunden zu haben: Ein siebenjähriges Mädchen aus dem Publikum, mit Pamir ausgerüstet, durfte darum neben Rob Zombie einen Song lang mitklatschen und – mit der Faust in die Luft gereckt – rumhüpfen. Bestimmt ein unvergessliches Erlebnis für den kleinsten Fan.
Die zombastische Horror Picture Show war an anderen Tagen schon grösser und zeitlich länger; aber trotzdem hinterliess Rob Zombie erneut einen bleibenden, starken Eindruck. Egal, ob klein oder gross, schwarz oder schwärzer; mitgefeiert haben die wenigen Anwesenden bis in die hinterste Reihe.
Fotos: Sacha Saxer