Das m4music bietet nicht nur Raum für Diskussionspodien und Beziehungspflege fürs Business, sondern auch jede Menge Musik. Wir haben einige Eindrücke eingefangen.

Der erste Tag vom m4music in Zürich. Das Wetter ist schön. Die Sonne strahlt von ganzem Herzen. Kein Wunder, denn als zweite Band spielte Me, Valentin & You auf der neuen Showcase Stage. Laut Biographie auf der Website entstand die vierköpfige Formation an einem solch schönen Tag. Ein sanfter Hauch von Marihuana zog über den Vorplatz des Schiffbau. Die Band, die von sich selbst sagt, sie spiele Indie Pop, überzeugte auf ganzer Linie.
Die Musik war stark, der Sound gut abgemischt und die Stimmung entspannt. Wer erwartete, es gehe poppig zu und her, der wurde herbe enttäuscht. Ihre Lieder schwankten zwischen Kraft und Schwermut. Es gab ruhige und melodiöse Momente, aber auch richtig fetzige Parts, die nur so von Verzerrung strotzten. Manchmal glaubte man an einem Grunge-Konzert der 90er zu sein. Dann wiederum war die Musik eher minimalistisch und sanft. Martina Berther spielte abwechselnd Bass und Synthie und trug dabei sehr zur Atmosphäre bei.

Die Band gab sich sympathisch. Zweimal bedankte sich der Sänger Valentin Kugler fürs Kommen. «Ich würd mi sehr freue, euch wider emol z’gseh.», sagte er am Ende des Konzertes. Dazu sollte es auf jeden Fall kommen, den mit Me, Valentin & You spielte eine vielversprechende Schweizer Band am m4music.
Von linken Buben und mächtigen Eichen
Left Boy, der Wahl-New-Yorker aus Österreich, zog vor allem das jüngere Publikum an. Dicke, markerschütternde Beats wummerten durch die Halle. In der ersten Reihe roch es nach Red Bull und Kinderkotze. Oder wie es der künftige Kulturminister Berlins, Tim Renner, so treffend formulierte:
#Leftboy macht tollen Kindergeburtstag, aber es ist halt Kindergeburtstag. Dennoch macht das @m4musicfestival wieder großen Spass!
— Tim Renner (@rennersen) March 28, 2014
Sanftere Klänge ertönten, als die internationale Band Mighty Oaks im Moods aufspielte. Folk, Country, Rock. Der kleine Raum ist rappelvoll, kein Durchkommen möglich. Die Leute reden laut und die Musikliebhaber zischen nach Ruhe. Doch wer nur lahmes Rumgestehe erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Das Publikum tanzte und freute sich über die nette Erscheinung der Band. Ob es stimmte, als Sänger Ian Hooper sagte: «Wir haben nicht mit so vielen Leuten gerechnet», sei dahin gestellt. Die Band spielte mit Energie und Freude und steckte das Publikum an. Die erklärenden Worte beim Beginn der Lieder sorgte für eine angenehm unaufgeregte Kommunikation zwischen der Band und dem Publikum. So sollte es sein!
“We’re Slaves from England, you’re slaves from Switzerland!”
Weniger eng war es dann im Exil, als das britische Duo Slaves auf die Bühne trat. Was konnte man hier erwarten? Das Publikum war skeptisch. Das änderte sich auch nicht, als sich der Soundcheck in die Länge zog. Dann plötzlich rotzten Slaves los. Die Leute waren wie vom Blitz getroffen. Das hatten sie nicht erwartet. Harter, schnörkelloser Punk. Frech, nein, das ist ein zu schwaches Adjektiv für diese Musik. Es war viel mehr als das. Es war pure, entfesselte, aggressive Energie. Unerbittlich schrien Isaac Holman und Laurie Vincent in die Mikrophone. Die Drums wurden regelrecht vergewaltigt. Englische Rüpel im saubermännischen Outfit.
Gegen Mitte des Konzertes füllte sich das Exil und das Publikum begann zu toben. Vielleicht ist die Musik vulgär und einfach, doch waren Slaves definitiv ein Höhepunkt am m4music. Die Band fühlte sich, im Vergleich zu den grossen und kleineren Headliner, laut einem Besucher «real» an. Und genau diese geballte rohe Ehrlichkeit machen Slaves zu dieser grossartigen Erfahrung.
Die Sonne nach Mitternacht
Der Amerikaner Scott Hansen, bekannt unter dem Namen Tycho, war auch anwesend. Kurz vor ein Uhr Nachts beglückte auch er Zürich mit seiner spannenden Musik. Mit einer rund achtköpfigen Formation war Hansen gekommen und verzückte das Publikum. Im Hintergrund sorgten abgedrehte Visuals für eine traumhafte Stimmung. Grosse Überraschungen gabe es aber nicht. Die Band spielte gut und wie von den Alben gwohnt. Eine Frage muss aber gestellt werden: Warum spielt eine so ruhige und meditative Band genau um Viertel vor Eins? Es wäre wohl besser gewessen, Tycho als letzer Act oder aber früher aufzustellen. Doch wie dem auch sei, es war ein weiteres schönes Konzert am m4music und für die Reporter von archiv.archiv.negativewhite.ch auch das letzte am Freitag.
Lasset die Glocken erklingen
Ein weiterer Act der Superlative waren Broken Bells. Der erfolgreiche Produzent Danger Mouse, bekannt aus anderen Projekten wie Gnarls Barkley, hat sich mit der schönen Stimme James Mercer zusammen getan. Mit After The Disco hat das dynamische Duo bereits das zweite Album veröffentlicht. Das Publikum lechzte danach, die neuen Songs live zu hören. Und die US-Amerikaner boten eine unaufgeregte, aber dennoch gespannte Show. An der Grenze zur Beiläufigkeit flossen die leicht melancholischen, aber immer noch poppig-tanzbaren Melodien aus den Lautsprechern. Zürich war begeistert.