Das alternative Aargauer Radio Kanal K feierte vergangenen Samstag seinen 25. Geburtstag im KiFF. Die Musik stand klar im Zentrum, ist sie doch seit jeher ein wichtiges Standbein des Senders. Spannende Bands spielten auf den Festbühnen.
Bereits um 17 Uhr ging es mit der Live-Übertragung vom Aarauer Kulturzentrum KiFF los. Auf den Sofas vor der alten Futterfabrik nahmen zahlreiche Bands Platz und spielten einige Akustik-Versionen ihrer Songs. Zudem konnte man bei glücklicherweise regenfreiem Wetter feines Essen und ein kühles Bier geniessen – familiäre Atmosphäre.
Im Foyer eröffnete dann die Band Spencer den Abend. Mit Sänger und Gitarrist Leo Niessner stand somit nicht nur ein Musikfanatiker auf der Bühne, sondern auch ein langjähriger Mitwirkender beim Kanal K. Eigentlich befinden sich die drei Männer von Spencer gerade mitten in den Aufnahmen für ein neues Album. Für das Jubiläum des Radiosenders unterbrachen sie und spielten – abgsehen von einer aufgefrischten Version des Songs Timewarp – ausschliesslich neues, vielversprechendes Material. Niessner, der als DJ Leo den Indie-Block auf Kanal K moderiert, ist wie ein kleines Kind zu Weihnachten, wenn es um Musik geht. Energiegeladen und freudig sprang er von der Bühne und wälzte sich – ein Gitarren-Solo spielend – zu Füssen des Publikums auf dem Boden. Wahrer Rock’n’Roll!
Nach Spencer wartete der Saal mit der Kollaboration von One Senctence. Supervisor und Christopher Christopher auf. Eine gewaltige Ansammlung von sieben talentierten Musikern füllte die Bühne voll aus. Das Publikum gab sich sofort dem poppigen Hipster-Indie hin, der allerdings mit zwei Drummern, ausgeklügelten Harmonien und Chor-Einlagen alles andere als anspruchslos war. Trotz der grossen Anzahl Instrumente und Stimme wirkten sie Songs nicht überladen, denn viel mehr verlieh ihnen das aussergewöhnliche Arrangement mehr Druck. Die beiden jungen Bands spielten mit einer beeindruckenden Spielfreude und Professionalität. Die Begeisterung sprang deshalb mit einer Leichtigkeit auf die Tanzenden über.
Feierstimmung brachte das Pullup Orchestra mit seinem Bläsersatz ins Foyer. Brass und Hip Hop, eine Mischung, die funkensprühend das Publikum anheizte und mitriss. Die immer zahlreicher werdenen Zuschauer wurden mit bekannten Melodien wie Crazy in Love von Beyoncé gefangen, über die das Orchestra eigene Texte legte. Ganz ohne grosses Macho-Gehabe präsentierte das Pullup Orchestra Hip Hop, wie er sein sollte. Die Stimmung wurde im Ganzen gesehen lockerer, da sich das KiFF nun mehr und mehr auch mit jüngerem, Spass suchendem Publikum füllte.
My Heart Belongs To Cecilia Winter galten als eigentlicher Headliner des Abends. Mit Glitzer-Gold-Makeup und einem Edge of Glory-Cover von Lady Gaga wartete die gefühlsvolle Poprock-Band den Gästen der Geburtstagfeier auf. Die wummerden Drums trieben den Auftritt vorwärts und bildeten zugleich die organische Basis für die kraftvollen Songs. Das Lady Gaga-Cover stellte dann auch den Höhepunkt ihres Sets dar. Der Song wurde so hervorragend inszeniert, dass es ebenso die Pop-Queen gewesen sein könnte, die den Song von My Heart Belongs To Cecilia Winter gecovert hat.
Legendary Lightness – die Band, mit am meisten Bart – präsentierten kuschelig-warme Klänge. Die langsamen Folksongs nahmen das Tempo aus dem Foyer, welches das Pullup Orchestra zuvor grossartig aufgebaut hatte. Die Band war im Line-Up definitiv am falschen Platz, hätten sie doch viel besser an die Stelle von Spencer gepasst und einen gemütlichen, lockeren Einstieg in den Abend geboten. Eine verpasste Chance für die perfekte Abfolge.
Venetus Flos, die Electro Pop-Newcomer aus Rheinfelden, wo es nicht nur Bauern zu geben scheint, liessen es dafür im Saal wieder so richtig krachen. Mit einer dunklen, vernebelten Bühne und einer packenden Lichtshow waren sie beinahe mehr DJ wie Band. Auf jeden Fall bewies das Trio, dass elektronische Musik auch live interessant sein kann und nicht aus der Konserve kommen muss. Aus der Debut-EP spielte das Trio Cocaine In Spain, Loyal To The Cash und ganz zum Schluss das freakige Woodstock. Leider wurde der beste Song der EP, Northpole, ausgelassen. Dafür feuerte die Band mit neuen Songs aus vollen Rohren. Negativpunkt: Die Bässe waren derart überdreht, dass die Bodenbretter richtig zu ächzen begannen. Die vielschichtigen, filigranen Synthie-Melodien gingen leider unter und verkamen schnell zu belanglosem Bumm-Bumm. Schade.
Der Konzertabend schloss mit dem Multi-Instrumentalisten Urban Junior, der Garage-Band Failed Teachers und der Electro Punk-Kombo Das Pferd. Die Supergroup hörte auf den Namen Urban Junior & (K)nights of Trash. Auf der Bühne wurde dementsprechend herum geblödelt: «Ich spiele einige Songs heute zum zweiten Mal. Das erste Mal war beim Soundcheck.»– Der Trash manifestierte sich nicht nur in den Zwischenrufen, sondern auch in den anarchistisch-dadaistischen Punk-Songs. Ein Abschluss, der an die Anfangsjahre von Kanal K mit den «jungen, wilden Linken», wie im Interview Leo Niessner resümierte, erinnerte.
Hier erfahrt ihr, wie ein Barkeeper den Abend erlebt hat.
Negative White gratuliert Kanal K ganz herzlich zum Geburtstag und wünscht viel Inspiration und Innovation für die kommenden 25 Jahre.
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