Aus Zürich kommt eine weitere Americana EP. «Liv Summer» heisst die Scheibe, benannt nach der Sängerin. Ob Miriam Crespo Konkurrenz bekommen hat?
Eine weitere Schweizer Singer/Songwriterin stellt sich der Öffentlichkeit mit einer EP vor. Die nach ihr selbst benannte EP von Liv Summer enthält fünf Songs voller Herzschmerz und Hoffnung. Dabei trifft grossartiges Songwriting auf eine Stimme, so glasklar wie ein Glockenspiel. Die instrumentale Begleitung setzt sich aus Piano, Gitarre, Bass und Schlagzeug zusammen. Nie wirkt sie aufdringlich, immer unterstützt sie den Gesang, unterstreicht die Worte und trotz der Vielfalt funktioniert jeder Song auch nur mit Gitarrenbegleitung.
Mit dem fröhlichen Never Too Late startet Liv mit einem hoffnungsvollen Song in die EP. Es ist nie zu spät zu träumen, zu fliegen, sich auszusuchen, wer man sein möchte. In diese Möglichkeiten verpackt sie dann eine versteckte Liebeserklärung – Es ist nicht zu spät für uns; alles, woran ich denken kann, ist, was aus uns werden könnte. Anstatt verflossenen Beziehungen nachzutrauern singt Liv über eine mögliche neue Beziehung. Erfrischend.
Ins gleiche Horn, allerdings etwas selbstkritischer, stösst sie bei Say It. Wer kennt die Situation nicht? Jemand will etwas von einem, druckst aber immer nur rum und traut sich nicht, einen anzusprechen. Genau diese Situation prangert sie an, nur um sich dann der gleichen Sache schuldig zu machen. Das Zusammenspiel des Piano, welches dem Bass enorm viel Klangvolumen überlässt, harmoniert sehr schön mit dem kräftigen Gesang im Refrain.
Die Geschichte einer jungen Frau, die ihren Traum in der Stadt zu verwirklichen versucht und sich mit den Versuchungen und der Anonymität der Stadt konfrontiert sieht, steht im Zentrum von Who Will Save Her? Passend zur Wucht der Metropole kommt hier auch das Schlagzeug vermehrt zum Einsatz, nachdem der Song mit sanften Pianoklängen in eine hoffnungsvolle Sehnsucht nach der Zukunft gestartet ist. Aus der Sehnsucht nach dem Erfüllen der Träume wächst die Sehnsucht nach jemandem, der ihr im Trubel des Stadtlebens Halt gibt.
Nachdem das Schlagzeug jetzt schon einmal ausgepackt ist, wird es auch in der Ballade We Got Each Other eingesetzt, wo es dem Klanggebilde Auftrieb verleiht. Liv singt von ihrer Vorstellung einer Wunschbeziehung und der Angst, dass eine solche Beziehung nur ein Traum sein könnte. In ein ähnliches Horn stösst By My Side. Wunderschöne Metaphern, ruhige Pianoklänge. Der Song lädt zum Träumen ein. Neben Say It mein Lieblingssong der EP.
Wem Miriam Crespos in the bones all along gefallen hat, der wird ebenfalls Gefallen an Liv Summers EP finden. Es bleibt zu hoffen, dass Liv zwischen Debüt-EP und erstem komplettem Album nicht auch so viel Zeit verstreichen lässt, wie Miriam.
Release:
28. September 2015
Label:
self published
Tracklist:
01 – Never Too Late
02 – Say It
03 – Who Will Save Her
04 – We Got Each Other
05 – By My Side