Im Kino mit Peter Maffay: Wie ein Rocker sein Feuer fand

Peter Maffay im Gespräch zu seinem Kino-Film Tabaluga Bild: Paterson

So kurz vor Weihnachten hat wohl kein anderer Musiker mehr Grund zur Freude als Peter Maffay: Der deutsche Rocker kam Anfangs November nicht nur in den Genuss des späten Vater-Glücks, sondern feiert mit seinem ersten Kind grosse Spielfilm-Prämiere. Zum Filmstart von «Tabaluga» trafen wir den sympathischen Musiker zum persönlichen Gespräch.

In seinem bekanntesten Lied singt Peter Maffay über sieben Brücken, die man überqueren muss, um an den Schein zu kommen. Doch ins Scheinwerferlicht gelang der Künstler selbst, durch seine Lieder vom kleinen, grünen Drachen Tabaluga. Er erinnert sich: «Die Geburt von Tabaluga war ein äusserst spannender Augenblick. Wie das bei uns Menschen ja auch so ist, wünscht man seinem Baby nur das Beste. Eine schöne Perspektive, gutes Gelingen und eine tolle Reise.»

Wie aussergewöhnlich diese Reise tatsächlich sein sollte, ahnte damals weder Peter Maffay, noch seine zwei Miterfinder. Gemeinsam mit dem Kinderliedermacher Rolf Zuckowski und seinem langjährigen Textautor Gregor Rottschalk erdachte sich der Musiker 1983 die Drachen-Figur als Teil eines Konzeptalbums. Statt harte, verruchte Rock-Töne, gab es plötzlich sanfte Feel-Good-Klänge mit grosser Bedeutung vom neuernannten Märchenonkel.

Peter Maffay
Bild: Candy Back

«Die Märchenfigur steht für Werte, die in der Gesellschaft immer eine tragende Rolle spielen werden; Liebe, Empathie, Freundschaft und Respekt. All diese Dinge haben kein Verfallsdatum. Liebe wird es immer geben müssen und hoffentlich auch immer geben. Denn es ist einfach eine wunderschöne Kraft. Wir wollten eine Figur erschaffen, die diese positiven Eigenschaften in sich trägt und als Beispiel für folgende Generationen gelten kann.»

Das Konzept ging auf. Maffay schrieb mit Tabaluga ein wahres Rockmärchen, das über Generationen begeisterte und es bis heute tut. Auf das ersten Konzeptalbum Tabaluga oder die Reise zur Vernunft folgten fünf weitere Scheiben, ein Musical, eine 360-Fulldome-Show für Planetarien sowie eine Zeichentrick-­Fernsehserie, die von 1997 bis 2004 in über 100 Ländern ausgestrahlt wurde.

«Es kamen immer mehr Leute zu uns und verlangten eine Wiederholung von dem Ganzen. So kamen dann mit der Zeit eine ganze Reihe von Erzählungen und Bühnenaufführungen dazu. Und nun schliesslich ein Film.»

Ein Drache ganz gross: Tabaluga – Der Film 

Nach 35 Jahren Höhenflug streckt der kleine, grüne Drache seine Flügel nun endlich auch im Kino aus.  Schon in den 80er Jahre bestand die Idee, das mehr als 1.5 Millionen mal verkaufte Konzeptalbum Tabaluga oder die Reise zur Vernunft auf die Leinwand zu bringen. Doch während die Fangemeinde stetig wuchs, fehlte es zu dieser Zeit schlicht an den technischen Voraussetzungen, eine Produktion in diesem Ausmasse umzusetzen.

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So zogen die Jahre ins Land, bis 2014 der Startschuss für die Reise Tabaluga – Der Film erklang. Unter der Regie von Sven Unterwaldt und dem wachen Auge des Drachen-Papas höchstpersönlich, entwickelten eine Armee von Animatoren und Layouter eine Märchenwelt, die zugleich modern und lebendig wirkt, dabei aber nicht den Charme und die Verbinden zur ursprünglichen Kinderbuchillustration verliert.

Die beliebten Tabaluga-Lieder dürfen natürlich auch nicht fehlen; Im Kinderabenteuer geben unter anderem die deutschen Musiker Wincent Weiss und Yvonne Catterfeld einiger der besten Songs aus 35 Jahre Erfolgsgeschichte wieder.

Ein Drache auf der Suche nach dem eigenen Feuer

«Was ist ein Drache, der keine Flammen spucken kann?», fragt sich der mittlerweile in der Pubertät steckende Tabaluga und macht sich in seinem Filmdebüt kurzerhand auf die Suche nach seinem Feuer. Dabei trifft der Drache auf die bezaubernde Eisprinzessin Lillie und verliebt sich Hals über Kopf. Doch das junge Glück wacht unter einem dunklen Schatten, denn der böse Schneemann Arktos hat sich zum Ziel gesetzt, alle Drachen zu töten. Ob Liebe, Freundschaft und Mut das drohende Unheil stoppen können?

Peter Maffay braucht keine gefährliche Reisen mehr in Angriff zu nehmen oder sich mit bösen Schneemänner zu duellieren, um sein Feuer zu finden. Der in Rumänien als Peter Alexander Makkay geborene Rocker hat seine Liebe zur Musik schon in jungen Jahren entdeckt: «Ich bin total dankbar für die Möglichkeit diesen Beruf ausüben zu dürfen und das bereits seit einer solch langen Zeit. Als ich Vierzehn war, fragte man mich, ob ich nicht Lust hätte in einer Band zu spielen. Obwohl ich keine Ahnung hatte, wie das gehen soll, sagte ich zu. Zwar hatte ich zuvor Geige gespielt, doch das wollte niemand hören.»

Peter Maffay
Bild: Wolfgang Koehler

Doch Maffays erlernten Gitarrenkünste kamen beim Publikum an. 1968 stellte sich der junge Musiker auch vors Mikrofon und gab mit einer alten Schulkameradin Coversong von Berühmtheiten wie den Rollings Stones und Bob Dylan wieder. Ehe er ein Jahr später vom Liedschreiber Michael Kunze entdeckt wurde und kurz darauf mit seiner ersten, eigenen Single DU den grössten deutschsprachigen Hit des Jahres 1970 landete.

«Ich merkte schnell, dass ich durch das Gitarren spielen und das Singen, mit anderen Menschen zusammen komme. Da wusste ich es; das ist mein Job. Das möchte ich in meinem Leben machen. Wie viele sich das Wünschen, aber nur wenige haben tatsächlich das Glück lange dabei zu sein.»

Ob das Glück all die Jahre auf seiner Seite war oder sein Erfolg schlicht auf sein unvergleichbares Musiktalent zurück zu führen ist, eins ist Fakt: Peter Maffay hält mit 18 Nummer-1-Platten den Rekord in den deutschen Charts und auf der ganzen Welt. Kein anderen Künstler war in irgendeinem Land bereits so oft auf der Chartspitze. Nicht einmal die Stones.

Ein Drache hilft

«Ich bin jetzt schon seit fast 50 Jahren im Business und kann sagen, dass mir der Beruf etwas gegeben hat, was mir keine andere Tätigkeit hätte geben können. Es hat nie an Spannung verloren, auf die Bühne zu gehen und sich mit Leuten auszutauschen. Auch mit dem Risiko, das etwas nicht gut ankommen kann. Etwas zu kämpfen und den Popo über die Bühne zu bewegen. Ich mache Musik um etwas weiter geben zu können.»

Und Maffay gibt viel. Nicht nur mit seiner Musik, die Tausende Menschen berühren, sondern auch fernab von der Bühne. Mit seiner Peter Maffay Stiftung  ermöglicht der 69-jährige traumatisierten Kindern die Chance auf eine Auszeit. Dabei steht im sein guter Freund Tabaluga stets zur Seite.