Molotow Brass Orkestar macht Gypsy Sound. Auf dem Weg dahin aber, gehen die einzelnen Bandmitglieder eigene Wege, verlaufen sich im Wald der Stile, pflücken die unterschiedlichsten Genre-Beeren, um sich dann wieder zu treffen und in sich zusammen zu brechen – ein Orchester auf Abwegen.
Ich liebe Gypsy-Sound – das will ich an dieser Stelle geschrieben haben. Aber das Album Schaubeschad des Molotow Brass Okestar‘s enthält nervöse, extravagante Musik, der ich leider keine Liebe entgegen bringen kann. Beim Hören kam es mir vor, als ob sich die Bandmitglieder in ihren Ferien beliebig an musikalischen Eindrücken bedient hätten, um dann mit einem vollen Koffer zurück in die Schweiz zu reisen. Da stehen sie nun. Völlig überladen im Studio und rumpelnd an den Instrumenten.
Es ist in Ordnung, wenn ein abwechslungsreiches Album mit diversen Stileinflüssen entsteht. Es ist aber nicht in Ordnung, wenn die verschiedenen Stile in den einzelnen Liedern vereint sind. Es ist auch ok, wenn ich mich von der Liedern überraschen lassen soll und mein musikalischer Horizont stetig erweitert werden soll. Aber es ist nicht ok, wenn das von Minute zu Minute passiert. Somit wird das musikalische Erlebnis zu einem unangenehmen Unterfangen. Die Musik beginnt zu nerven und die Gründe hierfür sind eindeutig.
In den Liedern gibt es dieses Begleitmuster der Trompete, das wiederholt eingesetzt wird. Ich nenne es ein musikalisches Klischee. Anhand dieser Trompete hört man, dass es sich um Gypsy-Sound handelt – doch die Art, wie sie eingesetzt wird, wirkt willkürlich (z.B. Hotel Radium oder Nastrovje!).
Die unterschiedlichen Stile in einem Stück sind einfach zu viel, von «Guggemusik» über Pop bis hin zur Marschmusik ist einiges enthalten. Da tauchen Glöckchengeräusche aus dem nichts auf, wobei das Lied dann völlig sinnentleert in eine Late-Night-Show-ähnlichen Titel über geht (Schaubeschad!). So wirkt das Ganze zusammenhangslos. Ganz einfach, zu viel von allem. Das Schlagzeug wir so nervös und auffallend gespielt, dass es zu einem Störgeräusch wird (Hotel Radium). Des Weiteren trifft französisch klingende Strassenmusik auf auf Swing, wobei die klischierte Trompete mich vom Gyspy-Sound überzeugen soll.
Ich appelliere an die Band: weniger ist mehr – ganz einfach. Euer nächstes, also viertes Album, käme so sicher besser bei mir an. Trotz des aktuellen, musikalischen Zusammenbruchs würde ich mich darauf freuen.
Release
13. März 2015
Label
MBO Records
Tracklist
01. Berglust Pur
02. Schaubeschad!
03. Hotel Radium
04. Geamparele
05. Smutny Kolo
06. Jodelkolo
07. Kritsa Dance
08. Dini Mueter
09. Night in Berlin
10. Schnelle Finger
11. Nastrovje!
12. Molotow Cocktail