Am 17. November schloss die an jenem Abend sehr gut gelaunte Kylie Minouge den Europateil ihrer “Kiss Me Once”-Tour in Zürich ab. Die quirlige Australierin lockte allerdings nur rund 4’500 Besucher an. Diesen wurde dafür eine abwechslungsreiche Show mit vielen Tänzern und einfachen, aber effizienten visuellen Effekten geboten.

Auch wenn die Besucherzahl nicht so gross wie erhofft war, Stimmung kam trotzdem auf – und das nicht zu knapp. Bei Your Disco Needs You war das Publikum teilweise beinahe lauter als die Musik. Vor diesem Song fand auch gleich der erste Kleiderwechsel von Kylie statt – anders als Lady Gaga hat sie es allerdings nicht nötig, sich vor den Augen ihrer Fans umzuziehen. Nach dem roten Kleidchen mit Korsage wirbelte sie nun in einem nicht minder knappen Glitzerfummel, der im Licht funkelte wie ein Kronleuchter, über die Bühne. Um die Augen der Besucher vor ihrer wortwörtlich blendenden Erscheinung zu schützen, wurde das Licht gedimmt und auf die visuellen Effekte im Decken und Rückaufbau umgestellt. Die simplen Lichtstreifen pulsierten passend zum Beat in verschiedenen Mustern und erzeugten so eine überzeugende Lightshow, die auch noch von mehreren Lasern unterstützt wurde.
Professionalität aus dem Boden
Zum Song Slow vom Album Body Language wurde aus dem Boden der kleinen, vorgelagerten und mit einem Steg mit der Hauptbühne verbundenen Vorbühne ein Tänzer nach oben gefahren. Dieser wirbelte mit irren Moves um die zierliche Kylie herum und stahl ihr dabei zwischenzeitlich die Schau. Während den Umziehphasen wurden Playbacksequenzen eingespielt, die genau gleich klangen wie der Rest des Konzerts, was den Verdacht erweckt, dass hier alles Playback gesungen wurde. Doch beim Anblick des quitschpinken Babydolls, in welchem Kylie danach die Bühne wieder betrat, verdrängte die Reizüberflutung der Kitschüberdosis sämtliche Gedanken an eventuelles Playback. Pink war die dominierende Farbe bei Hand On Your Heart, Barbie für Erwachsene. Fehlte eigentlich nur noch Hello Kitty.
Hits und Selfies für das Publikum
Ihr erster grosser Hit– I Should Be So Lucky – sang Kylie in einem Federbad, bei You Make Me Feel stolzierte sie im Domina-Outfit über die Bühne, wobei spätestens bei Sexercize die Erotikshow etwas langweilig und aufgesetzt wirkte. Immerhin hatte sie noch mehr Niveau als ein Miley Cyrus Konzert, trotzdem war die Einlage überflüssig. Allerdings war die ganze Show eine gute Werbung für den englischen Dessous-Hersteller Agent Provocateur.
Spätestens bei Can’t Get You Out of My Head war dann die Stimmung auf den Rängen noch besser als unten bei den Stehplätzen. Als Kylie danach einen Fan auf die Bühne holen liess, welcher ihr bereits an über 100 Konzerte nachgereist war, war zumindest für diese junge Frau der Abend nicht mehr zu toppen.
Licht für alles, was wirklich zählt
Der Choreograph der Lasershow zeigte bei Beautiful sein Können. Rund 60 Laser beamten ihre Strahlen ins Hallenstadion. Bei Locomotion fuhren Lokomitiven auf der gigantischen Leinwand über die Bühne. Um den Effekt zu maximieren wurden die restlichen Lichter stark reduziert. Alles in allem eine sehr professionelle Lichtshow, die zusammen mit den Tänzern das ganze von einem Konzert in eine Performance verwandelten, so dass die Musik eher in den Hintergrund und die Darbietung ins Zentrum rückte. Doch bei Pop Musik ist der Fokus der Fans auch eher auf dem Gesamtpaket als auf der Musik per se. Und bei über 2 Stunden Spielzeit und einer grandiosen Show sind diese vollends auf ihre Kosten gekommen.
Fotos: Sacha Saxer