Es geschah am Donnerstagabend im Werk 21 in Zürich. Das fliegende Spaghettimonster wurde zusammen mit Fozzy und Soil gesichtet. Es wird gemunkelt, dass es gegen Ende eines absolut rockigen Auftrittes, die Zuschauer in seinen Bann zog.

nm. Als die vor allem männlichen Metalheads im kleinen Werk 21 eintrafen, ahnten sie wahrscheinlich noch nichts von der göttlichen Erscheinung, von der sie zur späteren Stunde Zeugen wurden. Denn angefangen hat alles noch ganz vernünftig.
Der Opening Act Sturch aus Hamburg ist hierzulande gänzlich unbekannt. Und obwohl die Band qualitativ gerade mal ein genügend bis gut erreichte, brachten sie richtig Stimmung ins dunkle Loch. Das lag insbesondere am Sänger Dennis Wending, welcher ständig von der Bühne stieg, um den Zuschauern die Flossen zu schütteln, ihnen über den Kopf zu streichen oder Highfives zu verteilen. War die Dunkelheit oder vielleicht doch koordinative Schwierigkeiten Schuld, dass er dabei jemanden anrempelte und dessen Bier verschüttete? Wending entschuldigte sich auf jeden Fall und meinte kulanterweise: “Nenn mich Arschloch. Ich spendier dir nach der Show drei Becher.” Er gehört übrigens auch zu den Menschen, welche Stimmen sehen können… Oder wieso rief er: “Seid lauter, ich sehe euch nicht.” Alles in allem erfüllten sie mit dieser unterhaltsamen Art ihren Job als Aufwärmer.
Hauptsache kompensiert
Wenn etwas fehlt, nämlich eine gute Stimme, dann sollte “Mann” mit etwas anderem kompensieren: Bühne frei für Fozzy. Der sonnenbrillentragende John Geilo, Chris Jericho kompensierte seine fehlenden gesanglichen Qualitäten mit seinen durchs Wrestling trainierten Muskeln und seiner äusserst sympathischen Band. Dass die fünf Kerle Musik aus Leidenschaft machen, konnte man in ihren Gesichtern lesen. Vor allem der Gitarrist Rich Ward erzählte ganze Geschichtsbände mit seiner Mimik: Manchmal lag er in den Wehen, mal hatte er das breiteste Grinsen auf seinem Gesicht, dann riss er den Mund soweit auf, dass man in die Tiefe seines Rachen sehen konnte – Gesichtsgymnastik vom feinsten. Die gespielten Songs hatten alle einen guten Drive, interessante Melodien und zwischendurch gab es für die Headbanger eine saftige Dröhnung mit Schlagzeuggewitter und Bass.
Verwirrender Doggystyle
Das Beste gab es wie immer zum Schluss. Soil legten gleich los und Ryan McCombs überzeugte als erster Sänger an diesem Abend mit seiner charismatischen Stimme. Es ist schon sehr speziell ein solches Konzert in einem so kleinen Club. Man befindet sich mit den Stars auf Augenhöhe und für eine Band, welche in den Staaten eine grössere Nummer ist, fühlt sich dies sicher an, wie ein Auftritt zu den guten alten Zeiten. Und so nutze McCombs die Gelegenheit, um mit dem Publikum zu interagieren. Als aber ein Fan auf die Bühne stürmte und à la Doggystyle eindeutig zweideutige Bewegungen hinter ihm machte, war ihm das doch irgendwie zu viel. Es schien als fehlten ihm die Worte und er fand es vor allem “Weird”. Nachdem er sich nach dieser Eskapade einen Jägermeistershot genehmigt hat, ging es weiter.
Das Monster aus der Sprühdose
Da Soil nur eine Stunde Zeit hatten, fiel die Setlist sehr kurz aus. Sie spielten alte wie auch neue Songs und brachten sogar 37 Stitches von McCombs’s ehemaliger Band Drowning Pool mit. Er küsste zwischendurch immer wieder sein Mikrofon und bewies: Musik ist seine Leidenschaft. So schimpfte er dann auch zum Schluss “You turned my Microphon Gay”, nachdem die Nummer mit dem Spaghettimonster über die Bühne lief. Und nun die Aufklärung des Ganzen. Beim letzten Song sprangen Fozzy übermütig auf die Bühne zurück und lieferten zusammen mit Soil und dem Publikum eine wilde Spaghettischlacht. Das Monster kam dabei direkt aus der Sprühdose und versetzte die Teilnehmer in abartige Partystimmung. Ein Glaube, den man leben kann. Wer die riesen Reinigungskosten übernehmen wird, war für den verschmitzt grinsenden McCombs klar: Fozzy.