Aus irgendwelchen Gründen wollen die «Metal ist tot!»-Rufe einfach nicht verstummen. Trotzdem versuchen immer wieder neue Konzertreihen, die Welt – oder wenigstens die Schweiz – vom Gegenteil zu überzeugen. Das Swiss Metal Masters Festival gehört auch dazu.

Wieso immer in die Ferne schauen, wenn man so viele geniale Bands im eigenen Land hat? Sowas in der Art müssen sich die Organisatoren des Swiss Metal Masters Festivals gedacht haben, als sie das neue Projekt ins Leben gerufen haben. Zehn Bands, allesamt aus der Schweiz, sorgten am 27. Februar dafür, dass in Wohlen endlich auch mal wieder gute Musik aus den Boxen dröhnte.
Das Lineup stellte einen abwechslungsreichen Querschnitt durch die Schweizer Metal-Landschaft dar. Von Heavy über Death zu Thrash Metal – ja sogar ein wenig Hardcore (auch wenn sich Hellvetica selber eher als Death/Thrash Metalband sehen) gab’s zu hören – für fast jeden war etwas dabei. Einzig für Fans von Metal Core war es wohl etwas zu melodiös und so war denn auch das Durchschnittsalter für einmal wieder angenehm hoch. So hoch, dass viele Besucher schon die eigenen Kinder mitnahmen und so den Bands zeigen konnten, dass sie auch in zehn Jahren noch Fans haben werden. Die Reaktionen der Kurzen reichte von begeistertem Headbangen bis zum andächtigen Lauschen – die Ohren hinter riesigen Hörschützern in Sicherheit gebracht. Durch die Abwesenheit der übermütigen Core-Kiddies, wie die meist jugendlichen Metal Core-Fans oft betitelt werden, waren auch die Moshpits eine Freude, da von den anderen Metal-Fans niemand auf die Idee kommen würde, auf engstem Raum «Violent Dancing» zu machen.
Neben dem guten Lineup war das Verpflegungsangebot ebenfalls grossartig. Neben Hotdogs, Chicken Nuggets und Pommes gab es auch Pasta mit wahlweise Napoli oder Bolognese-Sauce und Salat – es soll tatsächlich vereinzelt Metalheads geben, die sich etwas ausgewogener ernähren wollen – alles für überschaubare fünf Franken. Wenn man das mit den teuren Rockstar-Burgern vergleicht, ist das geschenkt. Schön, dass für einmal jemand seine Monopol-Stellung nicht ausgenutzt hat.
Diskussionen im Vorfeld
Im Vorfeld gab es kleine Diskussionen, weil sich die Organisatoren weigerten, die Running Order schon vor dem Festival bekannt zu geben. Die Argumente für eine Veröffentlichung gingen von «Ich kann erst um x Uhr dort sein und möchte Band XY nicht verpassen.» bis «Ich muss am nächsten Tag früh zur Arbeit und kann nicht bis x Uhr bleiben.», während die Organisatoren mit simplen Fakten konterten. «Die erste Band spielt um 5 Uhr, die letzte bis etwas nach Mitternacht.», antwortete Charis Zeindler und fügte an: «Wir möchten alle Bands gleich behandeln. Wenn wir eine Running Order veröffentlichen, picken sich die Leute die Bands raus, die sie sehen wollen und kommen entsprechend später. Dadurch würden die ersten Bands vor leeren Rängen spielen und wir müssten den Eintrittspreis erhöhen, da uns die Umsätze an der Bar fehlten.»
Ich persönlich begrüsse die Entscheidung des OK. Gerade solche Festivals sind eine gute Gelegenheit, neue Bands kennenzulernen und so kommt man halt einfach so früh, wie es einem geht und bleibt so lange, wie man kann. Bei einem Eintrittspreis von unverschämt günstigen 26 Franken für zehn Bands kann man es auch mal verschmerzen, seine Lieblingsband zu verpassen. Ich hätte einzig die Reihenfolge der Bands etwas anders gestaltet und Requiem nicht zwischen Atlas & Axis und Gonoreas, sondern ganz nach hinten gestellt. Mir persönlich war der Stilwechsel an dieser Stelle zu wild.
Alles in allem ein gelungenes Debüt des Swiss Metal Masters Festivals und ich bin mir sicher, dass dies auch die rund 450 Besucher so sahen. Klar, es gibt noch ein paar Kleinigkeiten zu verbessern, wie etwa die Beleuchtungssituation der Merchandise-Stände. Aber sowas ist bei einem ersten Festival zu erwarten. Glücklicherweise haben die Organisatoren Gelegenheit, dies zu verbessern, denn sie haben das Swiss Metal Masters Festival 2017 für den 2. April nächstes Jahr angekündigt. An grossartigen Schweizer Metalbands mangelt es jedenfalls nicht.
In diesem Sinne: Horns Up!
Fotos: Miwa Erni