Sie haben genau dort angeknöpft, wo sie aufgehört haben: Blink 182 waren diesen Donnerstag laut, melodisch und punkig. Aber doch spürte man einige Veränderungen am Konzert im Zürcher Hallenstadion. Ja, auch Blink 182 hat es erwischt, sie sind älter, erwachsener, reifer und damit auch ein klitzekleines Stück härter geworden – oder war das nur mein Eindruck?

nm. Ein echter Blink 182 Fan musste in den letzten Jahren vor allem eines sein: Geduldig. Treue Anhänger wurden auf eine harte Probe gestellt, als die Tour im 2011 um ein ganzes Jahr nach hinten verschoben wurde. Immerhin hatte dies seinen Grund. Sie haben in der Zwischenzeit ihre neue Platte Neighborhoods fertiggestellt. Nachdem sich die Kalifornier nun in Deutschland auf Festivals und an diversen Einzelgigs warmgespielt hatten, konnte das Konzert in der Schweiz starten.
Mit den The All-American Rejects hatten Blink 182 bereits eine prominente Vorband mit im Gepäck. Die Band hätte genau den Geschmack von Blink Anhänger treffen müssen, doch trotz diversen Jokes und vollem Einsatz der Band, sprang der Funke nicht über. Das Publikum klatschte und nickte zwar brav mit, aber für mehr Aufregung konnte die amerikanische Punkrockband leider nicht sorgen. Das Hallenstadion wirkte mit nur 4‘200 Leute extrem leer, was den Eindruck der fehlenden Begeisterung verstärkte. Von ganz Jung bis zu Mitte 40iger sah man Weiblein als auch Männlein, welche schon ganz gebannt auf das folgende Trio warteten.
Der Start, ein Klassiker: Der fallende schwarze Vorhang. Ob es an den neuen, nach meinem Gefühl, härteren Songs gelegen hat, dass die Zuschauer bei den ersten beiden Stücken noch etwas gehemmt waren oder ob sie einfach ihr Glück zuerst in Ruhe geniessen wollten, war anfänglich schwierig zu deuten. Im Verlaufe des Konzerts wurde aber deutlich, dass der grosse Teil der Anwesenden vor allem wegen den alten Klassikern wie The Rock Show, First Date, What’s My Age Again gekommen war. Ebenso lag der Höhepunkt bei einem altbekannten Song: All The Small Things. Was da zum Teil abging, war unglaublich. Manche Fans fielen sich vor Freude in die Arme oder hüpften zusammen ausgelassen durch die Gegend, andere schossen Becher mit samt Inhalt durch die Luft und natürlich sangen alle beim Refrain mit. Nostalgie pur! So witzelte Bassist Mark Hoppus und Gitarrist Tom DeLonge prompt, dass sie übrigens auch noch andere Lieder auf Lager hätten und dies noch nicht das Ende der Show gewesen sei.
Eindrücklich war auch das Drumsolo von Schlagzeuger Travis Barker. Er brachte eine Art Medley aus seinem Soloalbum Give The Drummer Some ins Hallenstadion. Dem Publikum gefiel es, obwohl die Klänge eher Hiphop lastig waren. Sowieso schien er von vielen Anhängern der Favorit der Blinks zu sein. Immer wieder wurde sein Name gerufen. Der charismatische Barker gilt an Konzerten als nicht besonders redselig und bezeugte dies, indem er bloss “Hello” sagte, als er das Mikrofon hingehalten erhielt.
Ruhig war aber nicht nur Barker. Die Lieder des neuen Albums sorgten trotz frischer Härter für etwas ruhigere Momente im Publikum an diesem Abend. Nichts mit der sonstigen Textsicherheit. Dafür hatte man so sicher Zeit, die phänomenale Licht- und Lasershow zu bewundern. Die Spots und Scheinwerfer wurden auf einem Gestell rauf und runter gefahren und in Kombination mit der Videoshow war dies ein echter Augenschmaus. Ein kleiner Specialeffekt rundete die Show ab: Zwei Röhren pusteten weisse Papierfetzen in die Luft. Die Show war äusserst professionell durch konzipiert. Man merkte, was für eine Grösse Blink 182 war und ist.
Blink 182 verteilten zum Schluss grosszügig mehrere Schlagzeugstöcke und Plektrons. Gemeinerweise verkündeten sie darauf, es sei noch nicht fertig. Es folgte ein gewaltiger Bass, der bis in die hintersten Reihen durch die Körper dröhnte und dann … einfach nichts mehr. Die Lichter gingen aus und die Fans standen verdattert dort und wussten nicht recht, ob ihre Lieblinge nochmals auftauchen. Als dann nach ein paar Minuten das Hallenlicht anging, war es klar. Es ist Zeit nach Hause zu gehen, das Konzert nochmals in Gesprächen Review passieren zu lassen und in alten Erinnerungen zu schwelgen.
Fotos: Nicola Tröhler
[nggallery id=165]