Irie Révoltés verabschiedeten sich in Zürich am letzten Samstagabend mit einer echt überzeugenden Show. Ob auf der Bühne oder davor; das ausverkaufte Komplex kam deftig ins Schwitzen.
Beim Komplex angekommen, erwartete mich am Samstagabend eine riesengrosse Schlange – im Prinzip kein Wunder, denn das Konzert war ausverkauft. Ich war zuvor (leider) noch nie an einem Irie-Révoltés-Konzert und so war ich erstaunt über die unglaubliche Vielfältigkeit der Besucher: Bilderbuch-Hippies, Vollblut-Hip-Hopper, Typen, die sich Ohren aus Knicklichter auf den Kopf gesteckt hatten, und sogar waschechte Metalheads mit ihren mit Badges übersäten Jeansjacken.
Nach über einer halben Stunde war ich drin und dort fiel mir als erstes das hohe Aufgebot an Security-Personal auf. An jeder Ecke standen sie. Was wird denn hier erwartet?
Guts Pie Earshot als Vorband
Ich hatte null Bock noch weiter an der Garderobe anzustehen und beschloss, auf die Galerie hoch zu gehen, wo ich zuvor trotz etlichen Konzertbesuchen noch nie war. Aha, hier oben gibt es noch eine Bar und die Aussicht ist je nach Position ganz ok. Die besten Plätze mit Blick gerade aus auf die Bühne waren natürlich schon besetzt. Ich stellte mich also auf die Seite und legte meine Jacke übers Gelände.
Auf der Bühne spielte bereits die Vorband Guts Pie Earshot. Zwei Typen die völlig in Trance mit ihrem Cello und Schlagzeug abgingen. Dabei spielten sie von orientalischen Klängen bis zu coolen an Apocalyptica erinnernde Stücke querbeet alles. Interessant, und dies auf eine positive Weise. Ich war erstaunt, dass das Publikum ihnen am Schluss einen tosenden Applaus schenkte, da die meisten zuvor eher teilnahmslos rumstanden und miteinander quatschten.
Moshpits à Discrétion
Kurz nach 21 Uhr ging es dann mit Irie Révoltés los. Mittlerweile war das Komplex echt voll und als die Menge beim Eröffnungssong Fäuste hoch abging, duzende von Bierbechern über die Köpfe flogen und sich einfach alles auf und ab bewegte, dachte ich mir: Zum Glück bin ich gerade hier oben.
Eigentlich bin ich ja immer gerne mitten drin und voll dabei, statt bloss ein Zuschauer, aber mit meinem Kreuzbandriss wäre das ziemlich sicher suboptimal gewesen. Das ganze Konzert durch war da unten so viel Bewegung und das bis in die hinterste und letzte Reihe. Es gab Mosh- und Circle-Pits à discrétion und es wurden auch wortwörtlich am Laufband Crowdsurfer in die Höhe gehoben.
Mich würde es nicht wundern, wenn das Komplex nach diesem Auftritt eine Renovation nötig gehabt hätte! Da muss doch das eine oder andere Loch in den Boden gehüpft worden sein und durch die enorme Hitze hat es bestimmt auch noch irgendwo Schäden geben.
Marathonlauf und Sprung-Contest auf der Bühne
So zelebriert man also einen Abschied. Es ist traurigerweise nämlich echt so: Mein erstes Irie Révoltés Konzert wird zugleich wohl auch mein Letztes sein. Nach 16 Jahren Bandgeschichte, fünf Alben, unzähligen politischen Aktionen und über 500 Konzerten in 25 Ländern möchten sich die Musiker neuen Projekten widmen. In eines durften wir sogar bereits reinhören: H O P E – Hoffnung ohne persönliche Beteiligung. Wieder eine sackstarke Message, jedoch überzeugte mich der Song musikalisch nicht ganz. Der Stimm-Mix der zwei Sänger fehlte mir.
Das Duo zusammen mit den restlichen Musikern harmonierte einfach zu gut. Der ganze Auftritt strotze von Energie und auch die Songsauswahl lies keine Wünsche übrig. Die beiden rannten mindestens die Distanz eines Marathons und sprangen miteinander um die Wette. Ohne Schweiss kein Preis; unter diesem Motto sah man auch, wie sich zunehmend die ganzen Klamotten durch den Schweiss dunkler färbten. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, kamen sie sogar noch auf die Galerie hochgekraxelt und spielten einen Song von oben. Das sah übrigens ganz geil aus, wie die Menge nach oben schauend ihre Arme hin und her schweiften.
Maximale Abwechslung
Irie Révoltés wären nicht Irie Révoltés, wenn sie nicht ein paar politische und gesellschaftskritische Message durchgeben hätten. Von Viva con Aqua, zu Fuck SVP oder gegen Nazi bis zu Refugees are welcome war alles mit dabei. Der Aufritt war damit sozusagen maximal abwechslungsreich. Auch eine Beatbox-Einlage und mehrere Fan-Gesänge gehörten zum Programm.
Um es in drei Worten zusammenzufassen: Ein krasser Abschied!