In Deutschland wurden die Konzerttickets an vielen Orten knapp bis ausverkauft. In der Schweiz hingegen war das Publikum bei Unzucht, Mono Inc. und Letzte Instanz klein, aber fein. Ein grosser Vorteil, denn so durften die Anwesenden ihre Lieblinge hautnah erleben.

nm. Aller Anfang ist schwer. So war es auch mit den Special Guests, Unzucht. Was sich nach nicht Jugendfrei anhört, war in der Tat einfach nicht hörbar. Der Sänger, namens der Schulz entpuppte sich, was das Aussehen und Styling betrifft, als eine billige Kopie von Ville Valo. Das ist blanker Hohn, wenn man Valos Gesangskünste schon mal live erleben durfte und sich diesen Verschnitt anhören musste. Vielleicht lag es auch nur an der guten Schweizer Luft, dass er die Töne nicht traf, aber an ihren Live-Auftritten darf die motivierte Newcomerband gerne noch arbeiten.
Balsam für die Ohren und das Herz
Überraschenderweise ging es darauf mit Mono Inc. weiter. Im Vorprogramm wären Letzte Instanz angekündigt gewesen, aber die Hamburger konnte es wahrscheinlich nicht erwarten, sich dem Publikum mit ihrer neuen Platte zu präsentieren und den von der Vorband geschädigten Ohren wieder etwas “Frieden” einzuflössen. After the war ist passend der Name der Tournee und zugleich ihrer neuen Platte, welche auf Platz sechs in den Deutschen Charts eingestiegen ist. Auf ihren Erfolg seien nicht nur die Bandmitglieder stolz, sondern auch die Mutter vom Sänger Martin Engler. Publikumsnah wie er sich gibt, platzierte er sich mitten im Konzert mit dem Keyboard hinten beim Mischpult und erzählte klavierspielend wie seine Mama reagierte, als sie über die Platzierung erfuhr: “Mensch Junge, jetzt ist ja doch noch etwas aus dir geworden.” Engler wäre aber vielleicht auch ein genialer Erfinder geworden. Gegen den Schluss präsentierte er nämlich seine dynamisch magische Gitarre aus Hamburg, die sich der Lautstärke des Publikums anpasste. Eine echt geniale Schöpfung.
Dass Mono Inc. Stufe um Stufe die Erfolgsleiter erklimmen, erstaunt wenig. Wenn man die melancholisch düstere Musik kennen und lieben lernen möchte, sollte man sich etwas Zeit gönnen. Der Auftritt hat mich persönlich, aber enttäuscht. Die Songs wirkten zu Beginn sehr fahl, weil Katha Mias Stimme unterging. Nach ein paar Songs hat der Tontechniker zwar gemerkt, dass er den Regler herauf drehen muss, da hatte Mono Inc. aber schon manch bedeutendes Lied gespielt. Schade! Nichtsdestotrotz Kathas Leistung ist echt grandios. Schlagzeug spielen und gleichzeitig als Backgroundsängerin dem düsteren Gothic Rock Leben einhauchen, Hut ab.
Energie zum Schluss
Das Schlussbouquet brachten folglich die energiegeladenen Gothic/Folk Rocker Letzte Instanz. Obwohl die Band mit ihrer neuen Platte Ewig schon einige Zeit auf Tour ist, hat man ihr den Spass am Spielen angemerkt. Neben vielen Songs vom neuen Album performten sie ihre Klassiker querbeet durch die ganze Bandhistorie.
Der absolute Eyecatcher war an diesem Abend Benni Cellini, der rothaarige Rasta-Mann am Cello. Unermüdlich entlockte er seinem Instrument zarte bis wilde Töne und lies dazu seine Haare schwungvoll in der Luft tanzen. Zum Schluss liess er es sich nicht nehmen, freudig wie ein kleiner Bug, gleich zwei Mal über die Köpfe des Publikums zu surfen.
Natürlich tat auch der Frontman Holly Loose einiges zur Unterhaltung bei. So rief er zum Dezibeltest Weiblein gegen Männlein auf – natürlich haben die Frauen gewonnen – oder liess die Fangemeinschaft des Öfteren mitsingen. Nur klappte dies nicht ganz, wie erhofft, denn er meinte entsetzt: Naja, lassen wir die Qualität, es geht nur noch um die Lautstärke. Auch beim Mitschnippen stellte er neckisch fest: Einer ist nicht im Takt!
Aber auch der sympathische Loose ist nicht fehlerfrei. So kündigte er einen falschen Song an und merkte dann als er auf seiner Setlist spickte, dass da war anderes kommen gekommen wäre. Er zog sich aber elegant aus der Patsche, indem er meinte: Zieht mir doch einfach 50 Euro von der Gage ab. Dann bleibe heute aber nichts mehr übrig, kam es postwendend von seinen Bandkollegen.
Vielleicht war dies ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, dass sie mehr Gäste erwartet hätten. Was man aber allen drei Bands gutschreiben muss, sie haben den Anwesenden gezeigt, dass sie echte Freude am Auftritt haben und sie genau solche Momente nutzen, um direkten Kontakt zu den Fans zu haben.
Fotos: Sacha Saxer
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