In ihrer über 22-jährigen Bandgeschichte nähern sich die Donots einem weiteren Meilenstein: Das eintausendste Konzert steht bald an. Und weil sich die paar Konzerte bis zum runden Jubiläum schliesslich nicht von alleine spielen, lud die deutsche Punkband vergangenen Samstag zum Konzert in Winterthur.
Obwohl die Donots kein neues Album am Start haben, sind sie unermüdlich darin Konzerte für ihre Fans zu spielen. Wobei wenn man sie auf der Bühne sieht, auch schnell klar wird, dass sie dies sicher nicht nur für ihre Fans tun. Dass diese Truppe ganz in ihrem Element ist, sieht man, wenn sie das Publikum zum kollektiven Ausrasten anstacheln, witzige Anekdoten aus ihrem Bandleben erzählen und ihre Songs mit purer Spielfreude zum Besten geben. So auch vergangenen Samstag im Gaswerk Winterthur, wo sie eine weitere Show ihrer «Ich habe die Donots schon live gesehen, da hatten sie noch nicht mal 1000 Konzerte gespielt»-Tour feierten.
Während am Eingang des Gaswerks noch fleissig das wartende Publikum abgefertigt wurde, spielten sich auf der Bühne Smile And Burn schon mal ein. Die Punk-Combo aus Berlin, die im Januar ihr bereits viertes Album Get Better Get Worse auf den Markt bringen wird, heizte dem Publikum schon mal gehörig ein. Die zu Beginn noch sehr hüftsteifen Zuseher, machten sich allmählich lockerer und sogar Dinge wie Circle-Pit und Wall of Death wurden nach Aufforderung artig mitgemacht.
Um Punkt 22 Uhr betraten dann die Donots die Bühne und regten mit Ich mach nicht mehr mit als ersten Song direkt zum hymnischen Mitsingen an. Von einer anfänglichen Müdigkeit des Publikums war nun definitiv nichts mehr zu merken. Die Songtexte wurden lauthals mitgebrüllt, Mitklatsch-Parts und Pogo-Tanz wechselten im Minutentakt. Man konnte förmlich spüren, wie viel Bock die Zuschauer hatten nicht nur unterhalten zu werden, sondern auch einen Teil zur Show beizutragen. So initiierten sie Circle-Pits während und Sing-A-Longs zwischen den Songs.
Der Skandal von Winterthur
Den Donots konnte es wohl nur recht sein, dass die Stimmung nie im Sand zu verlaufen drohte und die Musiker nahmen sich ihrerseits zwischen den Liedern genug Zeit um Nettigkeiten mit der ersten Reihe auszutauschen oder, wie Frontmann Ingo Knollmann immer wieder gerne macht, Geschichten aus dem Band-Alltag zu erzählen. Zum Beispiel auch wie er sich jeweils im Internet zu den Städten in denen sie spielen vorgängig schlau macht und geradezu schockiert war, dass seine Recherche um Winterthurer Skandale vollkommen ergebnislos blieb. Dies müsse man heute Abend ändern, witzelte er, nichts ahnend dass nur Minuten später sich ein Bild in die Köpfe aller Anwesenden brennen wird, dass nicht so schnell wieder weichen will.
Auftritt Kevin. Kevin ist ein Herr aus dem Publikum, der sich einen Song wünschte, der nicht auf der Playlist stand. Kevin weiss auch, dass alles seinen Preis hat. Nachdem er von Ingo auf die Bühne gezogen wurde, willigte er rasch ein, im Gegenzug für seinen Song komplett blank zu ziehen und über die Bühne zu flitzen.
Als die Donots also besagtes Lied anfingen zu spielen, lag es an Kevin zu beweisen, dass er im wahrsten Sinne des Wortes Eier hat. Nachdem er sich bis auf die Boxershorts ausgezogen hatte, zierte er sich zwar zunächst, bis Ingo ihn nochmals aufforderte, dass die auch noch komplett weg müssen. Gesagt, getan – Kevin zog blank und begab sich zum Stagediving ins johlende Publikum. Am Ende des Liedes wurde Kevin ein Gratis-Shirt vom Merch offeriert und Ingo bestand darauf, dass jemand einen Wikipedia-Beitrag auf der Seite der Stadt Winterthur verfasst unter dem Titel «Kevin, der berühmte nackte Mann von Winterthur».
Das Publikum bekommt was es will
Nach dieser visuellen Überreizung wurde es wieder Zeit die Musik für sich sprechen zu lassen. Gespielt wurde ein schöner Querschnitt der Discografie von fast allen Alben bis zum aktuellen deutschsprachigen Karacho. Nach fast 90 Minuten schweisstreibender Rockshow verabschiedeten sich die Donots von der Bühne, während das Publikum munter We’re Not Gonna Take It sang, bis die Gebrüder Knollmann wieder zurückkehrten und mit Hansaring, 2:10 Uhr die Zugabe im Publikum spielend einleiteten. Die Sing-A-Longs vom Twisted Sister-Song stimmten auch danach wieder ein, und den Donots blieb schliesslich nichts anderes übrig als auch noch ihre Version davon zu performen. Das hymnische So Long ganz zum Schluss setzte dann noch dem eh schon gelungen Konzert das Krönchen auf.