Måns Zelmerlöw live in Zürich (Foto: Natalie Steiger)

Der Fluch von Schweden!

Ich konnte mein Glück kaum fassen: Meine Kollegin hatte doch tatsächlich zwei Tickets für das Måns Zelmerlöw-Konzert, am 30. September 2015 im Volkshaus Zürich gewonnen. Hip hip hurra, oder so…

Es war der letzte Tag des neunten Monats – ein Mittwoch. Die Möglichkeiten was man an einem Mittwoch alles unternehmen kann, sind schier unmöglich. Für einmal entschied ich mich die Begleitung meiner Kollegin zu sein, für ein Konzert, welches nicht ganz meinem Geschmack entspricht. Aber es gibt Situationen, in denen man sich gerne positiv beeinflussen lässt. Daher ab ins Volkshaus, hiess die Devise.

Wir waren um 20 Uhr vor Ort – ich konnte mein Echo im Saal fast hören, sprich der Raum war nur seicht gefüllt. Nebst uns waren eine Gruppe hysterischer Schwedinnen, einige Familien und ein paar Pärchen dabei. Den Startschuss machte Levin mit Edona. Der junge Musiker, welcher in Rapperswil-Jona seine ersten Schritte meisterte, ist dem einen oder anderen bereits ein Begriff. Der sympathische Sänger sang einige Songs, unter anderem If A Song, die erste Single-Auskopplung aus seinem am 14. Mai erschienenen Album All In. Hört sich gut an, berührt mich aber ganz ehrlich nicht. Begleitet wurde er von Edona – einer jungen, talentierten Zürcher Sängerin. Sie singte nebst dem Cover von Tori Kelly’s Shoul’ve Been Us einen eigenen Song. Ich bin gespannt wohin ihr Weg geht.

Knapp nach 21 Uhr erschien der Schwede Måns Zelmerlöw – die Leute schrien non stop, bis er vor ihnen stand. Er begrüsste uns und freute sich über jeden einzelnen – zumindest strahlt er dies aus. Der nordische Beau performte mit seiner Band einen Song nach dem anderen, die Songabfolge war rasant. Zwischendurch wurden schwedische Sätze ihm zugerufen, ich tippe auf Liebesbekundungen. Das ganze Schauspiel war sehr interessant anzuschauen. Der Eurovision Song Contest-Gewinner konnte mit seiner charmanten Art jeden im Raum abholen, sei es mit einem Lächeln, intensiven Blick oder Augenzwinkern. Seine Lieder waren Pop-Songs, mal schneller mal langsamer – die Stimme war stets auf den Punkt – trotz Tanzeinlagen. Die meisten Tracks die er vorstellte, waren von seinem aktuellen Album, Perfectly Damaged – ein gelungenes Radioalbum. Nebst den aktuellen Songs, «testete» er das Publikum mit seinen älteren Stücken, aus den Jahren 2004 bis 2007. Zu seinem Erstaunen konnte die Schweden-Community jeden einzelnen Song mitsingen.

Die Stimmung war ausgelassen und freudig, sie erinnerte an einen Familienabend. Nach knapp einer Stunde frage er das Publikum, ob sie einen Song aus Schweden kennen. Alle ruften Ja und so begann der Sverige-Part. Er stimmte das Volkslied an und alle begannen lauthals mitzusingen und tanzen. Die Szenerie war als Non-Schwede spannend zu beobachten. Nach zweimaliger Wiederholung setzte Måns das Mikro an: «Wenn ich im Ausland auftrete, suche ich mir immer einen Song aus diesem Land aus. Als ich Musiker Schweiz googlte kam DJ Bobo raus – darum performe ich jetzt DJ Bobo.»

Die Menge tobte – auch ich war höchst gespannt, was er aus unserem berühmtesten Bäcker machen wird. Die Band setzte zu Everybody an und das komplette Volkshaus mutierte zur DJ Bobo-Feier. Er gab dem Track einen neuen, angenehmeren Schliff. Unterhaltsam war es auf alle Fälle! Als ob dies nicht genug war, stimmte er zu Und wenn ein Lied von den Söhne Mannheims an. In perfektem Deutsch berührte er nun mit Sicherheit den hinterletzen im Saal. Als der Song zu Ende ging, tobte die Menge mit berauschendem Applaus. Die Musiker bedankten sich und verschwanden hinter der Bühne. Die Power-Ladies aus dem Norden kreischten Zugabe, denn der Siegersong wurde noch nicht gespielt. Lächelnd kamen die Herren nochmals auf die Bühne und bescherten dem Publikum mit Hereos den krönenden Abschluss.

Trotz der wenigen Zuschauer war Måns Zelmerlöw und seine Bands stets happy. Er versprühte den kompletten Auftritt über, dass er Spass an seinem Gig hat, dass er gerne hier ist, und dass es ihm nichts ausmacht vor wenig Publikum zuspielen. Seine Ausstrahlung und Bühnenpräsenz ist enorm. Ob ich nun verflucht bin? Nein, so einnehmend war die Musik dann eben doch nicht.