Immer für ein Spässchen zu haben: Zak Tell von Clawfinger (Sacha Saxer)
Immer für ein Spässchen zu haben: Zak Tell von Clawfinger (Sacha Saxer)

Bikers Night & Clawfinger – Die volle Dröhnung

Leder, Chrom, Schweiss und viel Bier. Die Bikers Night in der Eishalle Wetzikon hatte für jeden Rocker und Biker etwas bereit. Nach Nazareth, Manfred Mann’s Earth Band, Leningrad Cowboys und Europe in den vergangenen Jahren, konnte der Veranstalter Anyacts auch in diesem Jahr mit Clawfinger ein musikalisches Highlight auf die Bühne bringen.

Immer für ein Spässchen zu haben: Zak Tell von Clawfinger (Sacha Saxer)
Immer für ein Spässchen zu haben: Zak Tell von Clawfinger (Sacha Saxer)

 

 

nm. Bereits zum Auftakt der Bikers Night erhielten die Anwesenden die volle Dröhnung. Eine Horde in Leder gehüllte Motorradfahrer fuhr mit ihren chromblitzenden Bikes ins Festivalgelände ein und liessen die Maschinen krachen. Die Schaulustigen, welche sich draussen gerade mit Bier und Essen eindeckten, hatten sichtlich Freude an diesem Kurzauftritt. Nach diesen good vibrations war es dann auch bald schon an der Zeit für die Vorband.

Der Ohrwurm fehlte

Die vierköpfige Band Adrenaline 101 ist seit 2005 unterwegs und kommt aus Zürich. Showtechnisch gab es wenig zu bemängeln, musikalisch aber Einiges zu vermissen. Denn obwohl die Musik eingängig erschien, blieb echt wenig hängen. Die Musik war sehr abwechslungsreich, was den ganzen Auftritt immerhin spannend machte, aber Potential für einen Ohrwurm der bleibt, hatte keiner der gespielten Songs.  Adrenaline 101 haute den Zuhörern eine Mischung aus klassischem Rock, einigen Hardrock Klängen und Crossover Gesang um die Ohren. Manche Lieder erinnerten an Red Hot Chilli Pepper, andere an Gotthard mit angezogener Handbremse. Die Stimme von Sänger, Delon Cyclon war sehr eigenwillig. Entweder man fand Gefallen an seiner rotzig-rauen Stimme mit nasalem Klang oder halt nicht.

Ihren Traum sich neben anderen Schweizer Grössen einzureihen, bleibt wohl in weiter Ferne. Ihr neues Album Demons in the Closet, welches im Juni erscheinen wird, bleibt aber doch noch abzuwarten. So facettenreich wie die Band ist, bleibt Potential vorhanden. Und showtechnisch gesehen, machte Delon Cyclon seinem Namen alle Ehren. Trotz fernbleibenden Publikumsandrangs liess er sich nicht beirren und legte sich tapfer ins Zeug. Vielleicht hat sich der Einsatz gelohnt?

Bunte Bars, schwarze Besucher

Bis sich die Crossover Pioniere Clawfinger auf die Bühen getrauten, füllte sich die Halle kontinuierlich. Etwas bizarr sah die dunkel gekleidete Menge neben den bunt blinkenden Ballermann Bars schon aus. Normalerweise tanzt schon nach den ersten Minuten das alkoholisierte Pubfestival Partyvolk mit Sombreros und Blumenketten durch die Eishalle Wetzikon. Am Donnerstag verhielten sich die meisten gesittet und nibbelten an ihrem Bier…

Harlem Shake bei Clawfinger

…bis das Eis gebrochen war. Die schwedisch-norwegische Band Clawfinger ist bekanntlich kein Kind der Traurigkeit, so auch nicht ihre Fangemeinschaft. Wilde Moshpits, Rumgezappel und eine riesen Stimmung gehören an ihre Konzerte. Doch an der Bikers Night war zuerst wenig von all dem zu sehen. Erst nach der Hälfte des Konzerts ging es los, dann aber richtig. In der poggenden Menschentraube blieb kein T-Shirt trocken. Die Uraufführung der Jubiläumstour Deafer, Dumber And Blinder wurde gebührend gefeiert. Da konnte man es ihnen auch nicht übel nehmen, dass sie ständig mit dem Einspielen von Harlem Shake drohten und Witze darüber rissen.

Seit mehr als 20 Jahren sind Clawfinger im Geschäft und gehören damit zu den ersten internationalen Crossover-Bands. Dass die Fünf langjährige Profis sind, merkte man durchs Band. Die energiegeladene Show war musikalisch einwandfrei: Scharfe Gitarrenriffs, abwechslungsreicher Rap Gesang und treibende Beats. Die Setlist beinhaltete ihre bekanntesten Songs wie Nigger, Nothing Going On, The Biggest & The Best und natürlich den Song, auf welchen alle gewartet haben: Simon Says. Letzerer wurde mehrmals von den Fans eingesungen und wurden dann von Clawfinger als krönender Abschluss des Konzerts gespielt. Die Band war sichtlich überwältigt, von der ausdauernden Menge, welche den Refrain fortlaufend wiederholte. Wer viel bietet dem wird viel zurück geben. Man hätte fast erwartet, dass sie noch einen Extra Song zum Besten geben würden. Doch nachdem Zak Tell während der Show bereits auf das Bühnengerüst geklettert ist, waren wohl alle Energiereserven ausgeschöpft und aufhören sollte man ja bekanntlich dann, wenn es am Schönsten ist.

 

Fotos: Sacha Saxer

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