Der 16. und 17. November 2018 stand ganz im Zeichen der deutschen Mittelalter-Folk-Rock-Band Schandmaul. Die Band feierte in Köln ihren 20. Geburtstag. In der Lanxess-Arena fanden sich über 15’000 Fans ein und brachten der Band ihr wohlverdientes Geburtstagsständchen. Schandmaul ihrerseits belohnten die Fans mit den besten Liedern der vergangenen Jahre. Doch bevor es soweit war, heizten erst einmal Fiddler’s Green ordentlich ein.
Die Lanxess-Arena erinnerte ein wenig an das Hallenstadion in Zürich. Die Menschenmassen, die geduldig an den Eingängen warteten, verstärkten diesen Eindruck nur noch. Leider blieb das nicht die einzige Gemeinsamkeit: Die Soundqualität in der Lanxess-Arena war ähnlich wie bei Konzerten im Hallenstadion eher bescheiden. Das tat der Stimmung zum Glück keinen Abbruch, weder bei den Bands auf der Bühne, noch bei den Fans vor der Bühne. Gefeiert und gesungen wurde an diesem Abend sowieso.
Kurz vor acht Uhr eröffneten Fiddler’s Green mit ihrem irischen Folk die Show. Die deutsche Band, die bereits beim zehnjährigen und fünfzehnjährigen Jubiläum mit dabei war, wusste ganz genau, was zu tun war. Die ungünstige Soundqualität wurde einfach locker überspielt, die Stimmung mit lustigen Anekdoten und Sprüchen aufgelockert und das Tanzbein wurde zu den irischen Klängen geschwungen, als würde es kein Morgen mehr geben. Doch das war nur der Auftakt.

Pünktlich um neun Uhr stand Schandmaul auf der Bühne. Wiedervereint mit der begabten Violistin Saskia Forkert, die nun wieder fester Bestandteil der Band sei und 2019 mit auf Tour kommen wird. Gut gelaunt stimmten die Spielleute die ersten Töne an und nahmen das Publikum mit auf eine einzigartige Reise. Eine Reise, die von den Fans der Band vorbestimmt wurde. Vorgängig gab es auf Facebook eine Abstimmung über die Setliste und Schandmaul bemühte sich alle Publikumslieblinge an diesem Abend unterzubringen. Ein gigantisches Repertoire.
Hochkarätige Gastauftritte
Als sei das noch nicht genug, beglückten uns Schandmaul mit einzigartigen Gastauftritten befreundeter Bands. So gaben sich Saltatio Mortis, Fiddler’s Green, Russkaja und Tommy Krappweis die Ehre. Zwischen den Liedern gab es Hintergrundinformationen zu den Alben oder einzelnen Songs, politische Statements gegen AfD-Wähler und das Versprechen, dass Schandmaul uns noch lange mit ihrer Musik unterhalten wird. Ob es wirklich nochmal zwanzig Jahre werden? Wenn es nach Thomas Lindner (Sänger) gehen würde, dann auf jeden Fall!
Was dieses Konzert so unglaublich positiv und wertvoll machte, war jedoch nicht nur Schandmaul selbst und ihre grandiosen Gäste. Sondern auch das Publikum, die immer wieder zu «Happy Birthday» anstimmten, mitklatschten, hüpften, sangen, Rotz und Wasser heulten, lachten, tanzten, pogten, tranken, schunkelten und einfach den Abend zusammen mit der Band feierten. Klar gab es hie und da mal ein Handyfoto oder eine Szene wurde mitgefilmt, doch irgendwie waren alle da, um diesen besonderen Abend zu geniessen und ihn nicht nur durch ihr Handydisplay mitzuerleben.
Zu erleben gab es ganz viel, denn Schandmaul spielte volle zwei Stunden durch, kam nach einer kurzen Pause für eine Zugabe zurück auf die Bühne und blieb dort für eine weitere halbe Stunde. Wenn man dazu noch bedenkt, wie viele unterschiedliche Instrumente und Textpassagen beherrscht werden mussten und wie verhältnismässig wenig Fehler passiert sind, dann bleibt einem nur, den imaginären Hut vor Schandmaul zu ziehen. Eine absolute Meisterleistung, die Schandmaul und ihre Gäste an diesem Abend vollführten und ein unvergessliches Erlebnis für alle, die an diesem speziellen Abend dabei sein konnten.
Das Stützbier zum Schandmaul-Jubiläum
Das Jubiläumskonzert wird wohl allen Besuchern noch lange nachhallen, doch Schandmaul wäre nicht Schandmaul hätten sie sich nicht noch etwas Besonderes überlegt. Am Abend nach dem Jubiläumskonzert fand im E-Werk eine Aftershow-Party statt. Diesmal nicht ganz so gross, dafür umso intensiver.

Den Anfang durfte die Band Ganaim um acht Uhr abends machen. Zur Verstärkung hat sich das Trio eine ortsansässige Cello-Spielerin geholt, die super in das vorgegebene Setting gepasst hat. So startete der Abend mit viel Witzelei, Getanze und ausgelassener Musik. Zwar hatte Schandmaul bereits angekündigt, dass die Aftershow-Party ebenfalls Live-Musik beinhaltete, aber dass daraus ein zweiter Konzertabend werden würde, war mir nicht bewusst. Den Geschmack des Publikums traf es zu hundert Prozent und so war die Stimmung bereits am Brodeln, als Schandmaul um neun Uhr die Bühne betrat.
Mit fröhlichem Grinsen erklärte uns Thomas Lindner (Sänger), dass jede gute Feier irgendwann endet und damit gar nicht erst eine Übelkeit und Unbehaglichkeit aufkommen könnte, müsste man zum sogenannten Stützbier oder auch Konterbier genannt greifen. Nichts anderes sei dieser Abend. So spielte die Band noch einmal eine Auswahl ihrer beliebtesten Lieder und einige Zusätzliche, die es ganz knapp nicht auf das Jubiläumskonzert geschafft hatten. Erneut gespickt mit witzigen Anekdoten der letzten Konzerte und Auftritte und ein Appell an die Menschlichkeit und des gemeinsamen Feierns.
Als besondere Überraschung gab die Band bekannt, dass Saskia Forkert, als Violistin, wieder fester Bestandteil der Band sei und mit auf die Tour im nächsten Jahr kommen würde. Dabei kündeten sie schon an, dass sie zur nächsten Walpurgisnacht wieder in Köln seien. Für die Schweiz sind voraussichtlich im November 2019 zwei Termine in Schaffhausen und Solothurn vorgesehen.
Nach etwas mehr als einer Stunde, gab es noch eine Zugabe und nach gut anderthalb Stunden Gesamtspielzeit verabschiedeten sich Schandmaul von der Bühne und versprachen, gleich noch mit den Fans anzustossen und zu feiern. Die DJ-Playliste war super abgemischt, neben Schandmaul wurden auch Lieder von ASP, In Extremo und Rammstein gespielt. Dazwischen gab es russische und irische Volksmusik und es wurde getanzt und gefeiert. Von Headbangen über im Takt mitwippen, hin zu Ringelreihentanz und begeistertes mithüpfen, war alles vertreten. Die Energie, die an diesem Abend im E-Werk ausgelebt wurde, war unbeschreiblich.
Wenn nur jedes Konzert oder jede Party so sein könnte. Ein fröhliches Miteinander, ohne Peinlichkeiten oder Aggression, sondern mit Akzeptanz und Lebensfreude. Einfach den Moment geniessen, ohne Gedanken an Morgen und Selfies alle zwei Minuten zum Beweis. Ohne Dresscode und Vorurteile, sondern mit guter Musik und gutem Bier. Dazu noch eine Band, die selbst nach zwanzig erfolgreichen Jahren, absolut bodenständig geblieben ist und sich mit den Fans freut und mit ihnen zusammen feiert. Das führt zu einem unvergesslichen Abend, nicht die hundert Handy-Videos, die einem davon abhalten den Moment vollkommen zu erleben, weil man nicht mithüpfen und mitsingen kann, und die man sowieso nie wieder ansieht. Und genau so ein Abend, war dieser Abend im E-Werk, zusammen mit Schandmaul und einem wirklich genialen Publikum!