Musikalische Leidenschaft – The Raveners im Gespräch

Im Anschluss an die Platten-Taufe zum neuen Album Bad Lover Killer im Zürcher Club Plaza standen Sänger Jessie Howe und Gitarrist Chris Muzik von The Raveners Negative White Rede und Antwort zu ihrem Sound, der neuen Platte und zum Songwriting.

jt.Chris wagte es nicht, so kurz nach dem Konzert ein abschliessendes Statement zum Auftritt der Band abzugeben, doch im Allgemeinen war er mit der eigenen Leistung zufrieden. Jessie wäre vielleicht über ein mehr „Bühnenpraxis“ mit den neuen Songs glücklicher gewesen, doch da sie mit dem Sensation Plaza Dance Orchester alle zwei Wochen aufgetreten sind, hätten sie ja quasi einen Heimvorteil mitgebracht. So konnte die fehlende Routine mit Bad Lover Killer wettgemacht werden.

„Dass wir eine eingespielte Truppe sind, hat es für uns leichter gemacht.“ – Jessie Howe

Der Sound der Raveners ist vielseitig und lässt schweizerische Stereotypen links liegen. Durch die englischen Wurzeln bei Jessie und der tschechischen Abstammung von Chris kommt internationales Flair in die Musik der Band. Klar, dass die Orientierung sowohl in der Schweiz als auch im Ausland stattfinde, meint Chris Muzik, der schon Bligg und Adrian Stern produzierte, doch in erster Linie ginge es um die Befriedigung der eigenen, musikalischen Leidenschaft. Das sei letztlich das Wichtigste.
Jessie attestiert Chris und sich selbst eine enorme Portion Energie, die sie sich in die Kreativität entlädt. Da sie beide derart verbissen sind, könne es auch ab und zu zu Schwierigkeiten kommen, gibt die hochgewachsene Sängerin zu. Die enorme schöpferische Kraft äussert sich auch im Artwork des neuen Albums, welches ebenfalls von Muzik ersonnen wurde.
Das Cover von Bad Lover Killer spielt mit einer Ästhetik der 40er- und 50er-Jahre. Dort springen denn auch die musikalischen Quellen und Einflüsse der Raveners: In der „schwarzen“ Musik.

„Die Musik der Schwarzen in den 50er-Jahren wie Blues und Soul hat uns enorm beeinflusst und bedeutet viel für uns.“ – Chris Muzik

Während das erste Album über sieben Jahre hinweg entstanden ist, bleibt Bad Lover Killer – erschaffen in eineinhalb Jahren – aktueller und deshalb auch elektronischer. Aktuelle Eindrücke wurden in den Sound der Band eingearbeitet.
Mit dem Song You Gotta Swing vom ersten Album wurde The Raveners schnell einem breiten Publikum ein Begriff. Doch das Gefühl beim Schreiben, dass sie gerade ein Hit aufs Papier gezaubert hatten, kennen die Köpfe hinter The Raveners nicht. Vielmehr sei es ein persönlicher Favorit, erklärt Muzik. Es ist ein Test, der zeigt, wie es mit dem Song weitergeht. Wenn sie einen Hit schreiben wollten, müssten sie sich deutlich anders orientieren:

„Ich habe ein neues Radio im Auto und da der CD-Player nicht funktioniert, höre ich Radio, was ich sonst wirklich nie mache. Dabei bemerkte ich einen dicken roten Faden, der sich durch die heutige Popmusik zieht. Man spürt die Verwandtschaft in den Songs.“ – Chris Muzik

You Gotta Swing beschreibt Chris Muzik als wegweisend für den heutigen Raveners-Sound, die Basis. auf dem das neue Album aufbaut. Denn Bad Lover Killer ist Genre-technisch dicht und kompakt gehalten.

„Bei Police war es ‚Message in a Bottle‘ – bei uns ist es ‚You Gotta Swing‘.“ – Chris Muzik

Die Meditation ist für Jessie Howe ein wichtiger Lebensbestandteil geworden. Sie habe viel über sich selbst erfahren, sich kennengelernt und entdeckt. In der Meditation sei sie weiter abgedriftet, Erlebnisse mit Freunden und Verwandten tauchten auf und plötzlich sei auf der Reise mit diesen Menschen gewesen. Die Lyrics zu Keeper Of The Stars ist auf diese Weise entstanden. Das Songwriting ist sehr persönlich, doch auch verbindend, da Jessie viele positive und lustige Erlebnisse in den Texten verarbeitet.
Und unter den unzähligen Rückmeldungen, die die Band aufgrund ihrer Musik erhält, schmerzt eigentlich nur eine Sorte: Die Nörgelei. Die „Ihr könntet doch…“ oder „Macht doch mal…“, die auf eine undankbare Art herangetragen wird. Diese Menschen möchten einfach ihren Input loswerden, um sich besser zu fühlen.

Dieses Interview wurde am 23. Februar im Klub Plaza mündlich geführt.

Einen Rückblick des Abends mit Bildstrecke gibt es hier.

theraveners.com
muve.ch

Bild: Janosch Tröhler