Warren Zevon kämpfte sein Leben lang: für den Erfolg, gegen den Alkohol. Doch er starb im Reinen mit sich und der Welt.

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Warren Zevon, ein einflussreicher aber von der Öffentlichkeit verkannter Musiker. (Foto: zvg)

Igor Stravinsky kannte ihn. Lindsey Buckingham, Stevie Nicks und Don Henley arbeiteten mit ihm. Ebenso wie Hunter S. Thompson, Neil Young, Bob Dylan, David Gilmour, Tom Petty, Emmylou Harris oder Bruce Springsteen.

Der Freundeskreis von Warren Zevon liest sich wie das Who-Is-Who der Rock-Geschichte. Alle schätzten ihn als brillanten Musiker, als Meister der zynischen Texte.

Doch Zevons Leben war rastlos und – bis auf eine kurze Ausnahme – auch erfolglos. Sein Vater, ein Kleinkrimineller in Brooklyn, bescherte ihm eine komplizierte Kindheit im New York der 50er-Jahre. Es war wohl purer Zufall, dass Zevon im Alter von 14 Jahren auf den Komponisten Stravinsky traf und bei dessen Schüler Robert Craft die klassische Musik studierte.

Erfolgloser Werwolf

1969 veröffentlichte Warren Zevon sein Debüt Wanted Dead or Alive, doch es war ein zielloses Album. Zevon hatte seinen Stil noch nicht gefunden. Er verdingte sich als Studiomusiker, komponierte Werbejingles und Live-Pianist bei den Every Brothers. Und obwohl die Liste einflussreicher Musiker-Freunde stetig wuchs, blieb ihm der eigene Erfolg verwehrt: Er setzte sich 1974 für einige Monate an Spaniens Costa Brava ab und versuchte als Barpianist in einem Irish Pup über die Runden zu kommen.

Jackson Browne war es, der Zevon nach Los Angeles zurückholte und ihm einen Vertrag bei David Geffens Plattenfirma Asylum besorgte. 1976 kam Warren Zevon auf den Markt, von Kritikern gelobt, von der Öffentlichkeit verschmäht.

Zwei Jahre später kamen Zevons «15 minutes of fame». Das Album Excitable Boy, aber vor allem seine Hommage an Hunter S. Thompson mit Werewolves of London war ein durchschlagender Erfolg.

Die Melodie von Werewolves of London wurde von Kid Rock für sein unsäglicher Sweet Home Alabama-Verschnitt All Summer Long verwendet.

Doch der Erfolg hatte seine Schattenseiten: Zevon kämpfte während der 70er mit seinem Alkoholismus, versuchte den Entzug und wurde in den 80ern wieder rückfällig.

Der prophetische Abschied

Und obwohl die Liste seiner Freunde immer länger wurde, konnte er in den folgenden Jahren nie an den Erfolg von Excitable Boy anknüpfen. Die Titelsongs von Life’ll Kill Ya (1999) und My Ride’s Here (2001) nahmen sich das Sterben zum Thema – eine Prophezeiung.

2002 wurde bei Zevon inoperabler Lungenkrebs diagnostiziert. Sie gaben ihm noch drei Monate. Doch der sich immer abmühende Musiker bäumte sich ein letztes Mal auf, überlebte seine Diagnose um neun Monate. In dieser Zeit nahm er The Wind auf – ein einzigartiges Album. Denn während andere Musiker überraschend aus dem Leben schieden, war es Zevon, der sich intensiv mit seinem Tod auseinandersetzen konnte.

Der elfte und letzte Song von Warren Zevon war Keep Me In Your Heart. Es ist einer der berührendsten musikalischen Abschiede.

If I leave you it doesn’t mean I love you any less

Es sind die abschliessenden Gedanken einer sterbenden Seele, die trotz ihrer ständigen Mühen im Leben mit sich und der Welt im Reinen ist. Nur der eine Wunsch richtet Warren an die Welt: «Keep me in your heart for a while.»

Am 7. September 2003 starb Warren Zevon in seinem Haus in der Stadt der Engel. Er wurde 66 Jahre alt.