«Wir müssen unser Inseldenken überwinden»

Swiss Gaming Challenge an der Fantasy Basel. Bild: Swiss Gaming Challenge

Christian Nyffenegger will mit seiner Plattform gamerbase.ch einen Online-Treffpunkt für E-Sportler in der Schweiz errichten. Einer von verschiedenen Versuchen, E-Sport in der Schweiz eine stabile Basis zu geben und populärer zu machen. In einem Interview gab uns Nyffenegger, der selbst passionierter Gamer ist, einen Überblick über die Szene in der Schweiz.

Mit seinem Hobby Geld verdienen können, ist ein Traum vieler. Am liebsten mit Gaming, als Streamer, Caster, E-Sportler. Im Ausland geht das schon, in der Schweiz noch nicht. Woran kann das liegen? An den hohen Lebenshaltungskosten? An der fehlenden sozialen Akzeptanz?

Sicher auch, doch etwas anderes kommt noch erschwerend hinzu: «Die Infrastrukturen für E-Sport fehlen», erklärt Christian Nyffenegger. Wenn man mit Gaming Geld verdienen will, muss man ja irgendwo die Möglichkeit haben Geld zu gewinnen. Im Moment werden wenige Online-Turniere organisiert. Online kann man jedoch deutlich mehr Zuschauer generieren als an LAN-Partys. Mehr Zuschauer bedeutet einen höheren Preispool.

Ohne Turniere, keine Anreize

Im Fehlen solcher Strukturen sieht der Solothurner eins der Hauptprobleme. Wer Erfolg im Spiel haben will, muss viel Trainieren. Teams brauchen Erfahrung im Zusammenspiel. Wenn keine Wettbewerbe organisiert werden, gibt es aber keinen Anreiz, gezielt zusammenzusitzen, um mehrere Stunden in der Woche zu trainieren. Ohne Ziel wird auch Enthusiasten der Aufwand schnell zu viel und man wendet sich lieber wieder anderen Dingen zu. So gibt es häufig Spielerwechsel und damit wenig Stabilität in Schweizer Teams. Was es wiederum schwer macht, international mitzuhalten. Viele Teams entstehen spontan, wenn mal wieder ein Wettbewerb ansteht, und bringen keine Erfahrung mit.

Einige Erfahrene gäbe es aber auch in der Schweizer Szene. Die orientieren sich dann aber vor allem nach dem Ausland, wo mehr läuft. Gerade in der Westschweiz gäbe es vermehrt professionellere Veranstaltungen. Die deutsche und die französische Schweiz hätten aber leider kaum Berührungspunkte. Der Sprachunterschied stehe im Weg und mit Englisch lässt sich dieser mehr schlecht als recht überbrücken.

Insgesamt gäbe es aber einige Organisationen, die etwas aus dem E-Sport in der Schweiz machen wollen und sich engagieren. Sei es Nyffeneggers eigene Seite, Gaming Communitys wie die «SwissSMP.ch» oder die «Fightgenossen», bekannte E-Sport Teams wie «mYinsanity» und «SILENTGAMING» oder Organisatoren wie die «Swiss Dota Community», die nun ein erstes grosses Dota 2-Turnier mit viel Preisgeld veranstaltet. Alle leisten sie ihren Teil dazu, dass E-Sport in der Schweiz besser Fuss fasst. Christan Nyffenegger glaubt, dass dies geschehen kann. Dazu brauche es allerdings noch viel Motivation und Freiwilligenarbeit.

E-Sport wird auch konsumiert

Trotzdem sind erste Schritte schon lange getan. Das Interesse am Thema steigt und damit auch die Zuschauerzahlen von Gaming Contests und Let’s play-Kanälen. Das Konsumieren von E-Sport, so Nyffenegger, sei ein wichtiger Aspekt von E-Sport. Dies geschieht zum Beispiel auf Seiten wie twitch.tv, wo «Streamer» ihre Spiele live übertragen und einem breiten Publikum zugänglich machen.

Schweizerdeutsche Streamer hätten aber wegen der Sprache nur eine begrenze Reichweite. Wirklich Geld zu verdienen, wird damit schwer. Trotzdem gibt es einige aufstrebende Schweizer Streamer. Populäre Persönlichkeiten unter den Streamern würden der ganzen E-Sport Community gut tun und zu mehr Zusammenhalt führen. Was wichtig sei: «Wir müssen unser Inseldenken überwinden. Die Schweiz ist so klein, wenn da was passieren soll im E-Sport, müssen alle zusammenfinden und sich nicht voneinander abspalten.»