«Sometimes it’s just fucking paint.»

Kunst und Geld sollten nichts miteinander zu tun haben, findet die Malerin Chrissy Angliker. Vor zwei Jahren erfolgreich unterwegs, verliess sie ihren sicheren Malstil, um die Ehrlichkeit in ihren Bildern zu bewahren. Ihre aktuelle Ausstellung in Zürich zeigt diesen intensiven Prozess. Kommt das an?

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Chrissy konnte es selbst nicht glauben. Jahrelang lange hatte sie gemalt ohne eine finanzielle Anerkennung zu erhalten. Mit 16 verliess sie die Schweiz, nutzte ihre Doppelbürgschaft und verfolgte in Amerika ihren Traum Malerin zu werden. Sie feilte an ihrem Tropfstil und malte, weil sie dies schon immer machen wollte. Doch dann kam der Erfolg und 2012 wurden bei ihrer Ausstellung in der Schweiz sogar alle ihre Bilder verkauft.

Die Anfrage für eine gemeinsame Ausstellung mit den Bildern ihres Mentors Juri Borodatchev, dessen unerwarteter Tod 2011 sie schwer traf, manifestierte eine Veränderung. Zu diesem Thema passte die Sicherheit nicht, welche sie in ihrem Malstil zeigte. Denn das Verlassenwerden und die damit verbundene Angst verlangten alles andere, als eine Künstlerin, die sich auf sicherem Terrain bewegte. Chrissy spürte, dass die Zeit für etwas Neues gekommen war. Es sei nicht leicht gewesen: «Bleibe ich bei dem, was gut ankommt, alle von mir erwarten und womit ich Geld verdiene? Oder bleibe ich meiner Kunst treu, weil ich weiss, dass es Zeit ist für eine Veränderung? Höre ich nun auf meinen Kopf, auf das Herz? Ich entschied mich, dass meine Kunst meinen Weg spiegeln soll und wenn der sich ändert, dann ändert sich auch meine Kunst. Dieser Entscheid war nicht leicht.»

«Hey, it’s ok.»

Diese Gefühlslage brauchte Chrissy um die Bilder zu kreieren, welche neben den Werken ihres Mentors hängen sollten. Den Prozess eine sichere Technik hinter sich zu lassen, sei unglaublich intensiv gewesen, so die Künstlerin, welche in Brooklyn lebt und arbeitet. Es gab Momente, die von Angst gekennzeichnet waren und genau dann kam Chrissy der Satz in den Sinn, welcher nun ihrer aktuellen Ausstellung den Titel gab: «Hey, it’ s ok. Das war mein Mantra. Denn am Schluss ist es ‹just fucking paint›. Natürlich ist es mehr für mich als das. Aber in den Momenten voller Angst, musste ich sagen: Hey, es ist Malen! Male einfach, was du malen willst! And then you’ll see what comes out, um ehrlich zu sein.»

Kunst und Karriere

Deshalb sei dieses Jahr ihr bisher künstlerisch erfolgreichstes Jahr gewesen, obwohl sie bei weitem nicht so viel verdient habe, wie 2012. Damals erkannte sie auch, dass sie ihren persönlichen Erfolg nicht mit Geld messen kann. Es seien zwei Welten, die aufeinander stossen, die keinen Sinn machen und nichts miteinander zu tun haben sollten: «Karrieremässig ist Kunst ein komisches Ding. Denn vielleicht verdiene ich in ein paar Jahren viel Geld, aber ich weiss nicht, ob es gleich starke Momente im Malen enthält, wie jetzt. Das ist eben schwierig, denn in der normalen Welt misst man: machst du Karriere, bist du aufgestiegen und du erhältst mehr Geld. In der Kunst ist das nicht so.» Das Leben als eine konstante Veränderung wahrnehmen, als ständigen Balance-Akt zwischen Kontrolle und Chaos, das sind die Prinzipien von Chrissys Kunst.

Ihre Bilder sind in der Galerie ArtSeefeld, Zürich zu sehen: «HEY, IT’S OK.»
21. Februar bis Ende März 2014, Vernissage: 21. Februar, 18.00-21.00

[su_box title=“Über die Künstlerin“]Die Künstlerin Chrissy Angliker ist 1983 in Zürich geboren, wuchs in Greifensee und Winterthur auf, studierte in den USA und lebt heute in Brooklyn, New York. Sie kann mit ihren jungen Jahren bereits eine Vielzahl von internationalen Ausstellungen vorweisen, u.a. in New York, San Francisco, Rotterdam und Winterthur.

Ihre Lieblingssongs
Grimes – Genesis
Frédéric Chopin – Nocturne for Piano, No.1 in B flat minor, Op. 9.1
The Rolling Stones – Stray Cat Blues[/su_box]