So ziemlich jeder hat schon vom Hallenstadion, Volkshaus, dem Komplex 457 oder dem X-Tra gehört. Hier finden regelmässig grossartige Konzerte statt. Die Veranstaltungsorte sind mittlerweile zu einer Institution von Zürich geworden. Doch daneben gibt es noch diverse kleine Bars und Clubs, die regelmässig eher unbekannten Acts eine Bühne anbieten und somit der Schweizer Musiklandschaft einen grossen Dienst erweisen.
sax. Die meisten waren schon mal in einer der grösseren Venues an einem Konzert ihrer Lieblingsband. Diese Abende haben Spass gemacht, haben das Treffen mit Gleichgesinnten ermöglicht und werden sicher für lange Zeit in der Erinnerung bleiben. Was sie aber nicht gebracht haben, gerade Konzerte im Hallenstadion, war, neue Musik kennenzulernen. Kaum jemand ist bereit, zwischen 50 und 100 Franken auszugeben, um eine neue Band kennenzulernen.
Genau hier springen die kleinen Bars und Clubs kreuz und quer in ganz Zürich verteilt, in die Bresche. Sie bieten kleinen, unbekannten Künstlern die Möglichkeit, sich vor neuem Publikum zu präsentieren und so ihren Bekanntheitsgrad zu vergrössern. Den Bars bleibt dabei meist nur die Hoffnung, durch die Künstler ein paar Leute mehr in ihr Lokal zu ziehen. Da dieses Engagement sich mit den Interessen von Negative White weitgehend deckt – auch wir wollen neue Talente entdecken und einer breiteren Masse zugänglich machen – möchte ich hier ein paar dieser Lokalitäten etwas ins Rampenlicht rücken.
Den Anfang möchte ich mit dem Bagatelle 93 an der Langstrasse 93 machen. Regelmässig an einem Dienstag stellen sie ihre – meiner Meinung nach gemütlichste – Bühne von Zürich Newcomers und sonst wie unbekannteren Künstlern zur Verfügung. Die Konzerte sind im Allgemeinen kostenlos und die Musiker können eine Kollekte durchführen, um ihre Unkosten zu decken. Die Getränkepreise sind ebenfalls moderat und das Personal ist äusserst freundlich. Ich selber verkehre immer wieder gerne im Bagatelle 93 und hab auch schon ein paar Musiker getroffen, von denen ich später weitere Konzerte besucht habe oder in einem Fall auch gleich zum Abendessen eingeladen wurde. Solche kleinen Locations bieten durchaus Gelegenheit für neue Freundschaften.
Das Devi’s Pearl vis-à-vis vom Bahnhof Wiedikon ist eine weitere Bar, die immer wieder mit kleinen Konzerten lockt. So konnte ich mir letzten Dezember das eher durchzogene Eluveitie and Friends II-Festival in Winterthur wieder aus den Knochen hauen, als ich gleich im Anschluss darauf dem dreckigen Junk Blues von Bob Spring lauschen durfte. Die Bar ist ein Sinnbild für «Klein aber Fein», mit schmuckem Ambiente und guten Preisen. Wenn man nicht grad im Winter mit dem Rücken zur Eingangstür sitzt, ist das Lokal absolut herrlich.
Die Hafenkneipe braucht bei den meisten eigentlich keine weitere Erläuterung. Durch ihre Zusammenarbeit mit dem abart und nun mit Mainland Music konnten sie schon diverse grössere Acts auf ihre kleine Bühne locken. Eines der Highlights war bestimmt Anneke van Giersbergen (evemalige Sängerin von The Gathering). Doch daneben bieten sie, gerade im Rahmen der «Tuesday Night Unplugged», immer wieder unbekannten Musikern eine Plattform.
Die Bar Rossi unweit des Bagatelle 93 an der Sihlhallenstrasse ist ein weiteres gediegenes Lokal, in welchem regelmässig Nachwuchskünstler die Chance für einen Auftritt haben. Hier kann’s auch schon mal vorkommen, dass der Soundtechniker die Gäste, die zu laut plappern, auf eine gemässigtere Gesprächslautstärke hinweist.
Dies sind nur mal vier Beispiele von vielen, die man in Zürich finden kann. Daneben warten noch viele Bars und Künstler darauf, entdeckt zu werden. In anderen Städten in der Schweiz ist dies hoffentlich nicht anders. Sich mit ein, zwei Kollegen an nem freien Abend auf Kneipentour zu begeben, kann manchmal völlig neue Horizonte eröffnen. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: «Es lohnt sich!»