Mit Schwung zum Klassiker und noch viel weiter

Bereits Kleopatra machte es vor, Ikonen wie Marylin Monroe und Audrey Hepburn machten es nach und Amy Winehouse und Nina Hagen erhoben ihn zum Markenzeichen.

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Nina Hagen als Stilikone des Punks (Foto: abload.de)

Der Lidstrich findet seine Anfänge weit in der Geschichte zurück: Die alten Ägypter griffen wahrscheinlich als erste zur schwarzen Farbe, diese diente aber nicht nur kosmetischen Zwecken. Der Lidstrich sollte böse Geister vertreiben. Andere Quellen deuten die schwarze Linie auf dem Innenlid als hygienische Massnahme. So soll das Auftragen des Stoffes eine stärkere Tränenbildung verursacht haben, was das Auge regelmässig säuberte und die Leute somit vor Infektionen schützte.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte der Lidstrich eine Blütezeit. Frauen wie Gabrielle «Coco» Chanel prägten ein neues Schönheitsideal. Der Lidstrich als schlichte und doch auffällige Verschönerung passt zur hosentragenden, selbstbewussten Frau. Die geschwungene, klare Linie, klassischerweise in Schwarz, macht das Auge optisch grösser; die kleine Spitze, die etwas über den Augenwinkel hinausgehen kann, verleiht zusätzlich einen katzenhaften Blick. Seitdem ist der Lidstrich omnipräsent in der Modewelt. Man sieht ihn genauso häufig in Haute-Couture-Shows, wie bei der Kassiererin im Supermarkt.

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(Foto: eyeshadowlipstick.com)

Die Männer, die tatsächlich bis hier weitergelesen haben, sollen belohnt werden. Denn der Lidstrich ist nicht nur ein Frauenthema. Was im Theater schon längst Usus ist, hat nämlich vor allem in der Punk- und Gothic-Szene bereits Fuss gefasst. Jawohl, auch Männer tragen Lidstrich (man denke zum Beispiel an Jared Leto oder Billy Joe Armstrong). Hier spalten sich die Meinungen der Frauen gewaltig. Um es kurz zu fassen: Wer gut aussieht, der wird auch mit verruchtem Lidstrich gut aussehen, vor allem auf der Bühne oder im Videoclip. Im Alltag und ausserhalb von Gothic-Festivals oder Hollywood ist die Sache aber heikler. Ein solches Statement muss mit viel Selbstbewusstsein und Männlichkeit getragen werden und wird dennoch nicht jede Frau begeistern; muss es ja aber auch nicht immer, schliesslich gilt auch hier: «Wem’s gefällt…» Ich bin gespannt, wie sich die Mode in diesem Bereich noch entwickelt wird.

Also zurück zur Frau, die mit einem Eye-Liner in der Tasche schwuppdiwupp zur femme fatale werden kann. Denn damit das endlich mal gesagt ist:
Liebe Frauen, der klassische Lidstrich, der im inneren Augenwinkel als feine Linie beginnt, in der Mitte etwas dicker wird und am äusseren Augenwinkel wieder schmal ausläuft, steht jeder, wirklich jeder Frau, mit jedem Kleidungsstil. Er eignet sich an jedem Anlass und unterstreicht Weiblichkeit und doch Natürlichkeit. Mit dem klassischen Lidstrich kann man nichts falsch machen. Welcher Trend kann das schon von sich behaupten? Genau das macht ihn so beliebt. Mit einer selbstbewusst gezogenen Linie kann sich Frau verwandeln, mit nur einem Stift, hat sie tausende Styling-Möglichkeiten.  Die Flexibilität dieser scheinbar simplen Linie macht den Lidstrich schlichtweg zeitlos.

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(Foto: gotoglamourgirl.com)

Unter Stylisten gilt der er auch schon mal als Königsdisziplin des Schminkens, denn ein Augenaufschlag à la Marilyn Monroe will durchaus geübt sein. Aber keine Angst, auch hier gibt es etliche Tipps und Tricks: Benutzen Sie für den perfekten Schwung ein Stück Klebestreifen und kleben ihn im gewünschten Winkel an die äusseren Augenwinkel. Nun ziehen sie die Linie am Wimpernrand entlang und so weit über die Kante des Streifens hinweg, wie es Ihnen gefällt. Wenn dieser nun entfernt wird, haben Sie eine perfekte Kannte. Falls man noch nicht so geübt ist, hilft es auch, zunächst zum Kajal, also einem weichen Stift, zu greifen. Dieser lässt sich leichter wieder entfernen und verzeiht kleine Zittrigkeiten. Der beste Tipp bleibt wohl aber auch hier: Übung macht den Meister.

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(Foto: magazin.flaconi.de)

Wie ein Chamäleon lässt sich der Lidstrich jedem Typ und jedem Geschmack perfekt anpassen, denn aus dem Klassiker lässt sich so einiges zaubern.  Wer es etwas düsterer mag, zieht eine dicke Linie über dem Oberlid und eine feinere unter das Unterlid und blendet sie dann eventuell aus, so entsteht ein intensiver, dunkler Look. Wer ein futuristisches oder puristisches Make-up bevorzugt, kann eine Linie in der Lidfalte hinzufügen oder den Lidstrich am Unterlid um einige Millimeter nach unten versetzen. Die Augenpartie wird dadurch zum Hingucker eines Outfits. Diese Variante wirkt modern und ungewöhnlich und ist auf den Laufstegen bereits seit einiger Zeit präsent. Möchte man nur den öffnenden Effekt des Lidstrichs ausnützen, so kann man einen weichen Kajalstift verwenden, der etwas ausgeblendet natürlicher erscheint. Gerade für den Alltag empfehle ich nur das Oberlid nachzuziehen; das wirkt leichter und frischer. Beim klassischen Pin-up-Look gilt es eine möglichst präzise und schön geschwungene Linie hinzubekommen. Wer es, zum Beispiel zum Ausgehen, besonders extravagant mag, zieht den Strich im inneren Augenwinkel einfach mutig weiter, lässt das Ende in künstlerischen Kringeln enden oder ergänzt die Linie am Unterlid mit kurzen Strichen oder Punkten. Unter die schwarze Kontur kann selbstverständlich auch Lidschatten aufgetragen werden, was wiederum etliche Kombinationen und Variationen möglich macht.

Ich könnte noch tausende Varianten aufzählen und hätte doch niemals alle erfasst. Wichtig ist: Einfach mal fröhlich drauflos probieren und sich weder vor neuen Formen, noch vor der eigenen zittrigen Hand scheuen. Denn eins sollten Sie sich merken: Dem Lidstrich sind keine Grenzen gesetzt!

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(Foto: welt.de)
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(Foto: galoremag.com)