Eternia – ein Hoffnungsschimmer?

▲ E-T-E-R-N-I-A ▲ – So exotisch wurde die Party auf Facebook beworben. Natürlich gab es allerhand auf die Ohren, wobei die Genres noch exotischer waren, als der Schriftzug.

Stahlschlag 13 live an der Eternia (Janosch Tröhler)

jt. “Witchhouse, Shoegaze, Electro, Ritual, Chillwave, Seapunk, Minimal-Wave / Synth und all dem anderen abgefahrenen Zeug aus dem Internet, das sowieso niemand richtig einordnen kann.” – Das wurde von der Veranstaltung im kleinen Kellerclub Bazillus in Zürich prophezeit. Seapunk? What the fuck?! Dann sollte die Party auch noch exklusiv auf 100 Feierwillige beschränkt sein. Dazu noch ein Schweizer Live-Debüt von Stahlschlag 13 und abgefahrene Visuals von Roger Arletti, die dem Event Breite und Tiefe verleihen sollten.

So viel zu den Versprechungen.
Natürlich standen keine Menschen Schlange, weil sie befürchteten, keinen der Eintritte ergattern zu können. Je unbekannter die jungen Genres sind, desto schwieriger ist es, Leute anzuziehen. Im Verlauf der Nacht sollte die 100er-Marke geknackt werden, wobei sich nie so viele Tanzende und Trinkende auf einmal im Bazillus befanden. Zum Glück, wäre es doch ein rechtes Gedränge geworden und die Damen hätten noch länger für die eine Toilette anstehen müssen…
Etwa eine halbe Stunde nach Türöffnung fanden sich eine handvoll Besucher im rustikalen Gewölbe wieder. Die Dekoration mit einigen, um die Betonpfeiler gebundenen Ästen war einfach und bestach trotzdem. Die dürren Holzfinger streckten sich in den schummrigen Raum, ab und zu von den Lichtern durchblitzt. Die Konstante war die Leinwand mit Arlettis Visuals.
Die Musik, die sich eben in diese Genres einzuordnen versuchte, war gar nicht so sperrig, wie man denken mochte. Es waren elektronische Klänge, die düster-dumpf oder psychedelisch-schwebend durch den Raum schallten. Erste Besucher lagen am Boden, die Arme mysthisch zu den Beats rudernd, sich wälzend. Was hatten die denn genommen? Auf jeden Fall war der Gin Tonic gut. Ein Lob an die Bar!
Das Trio Stahlschlag 13, die live ihre Klangexperimente durchführten, waren nicht diejenigen, die die Stimmung merklich aufheizten. Zumindest reihten sie sich stilistisch gut zwischen den DJ-Sets ein.

Die Party hatte sich im Vorfeld bemüht, nicht explizit als Gothic-Party gebrandmarkt zu werden. Das war sie denn auch nicht, selbst wenn zahlreiche Szenegänger im Bazillus zugegen waren. Doch genauso waren andere Subkulturen vertreten. Als ich beim Eingang stand, kam ein Dunkelhäutiger in oranger Jacke rein. Er wurde nicht schräg angesehen, sondern ebenso wie alle anderen willkommen geheissen. Diese Offenheit fehlt bei traditionellen Gothic-Parties mehr und mehr.
Die neuen Genres brachten das, was bei solchen Underground-Events schon lange nötig ist: frischen Wind. In diesem Falle konnte die Eternia auf jeden Fall punkten, denn der Abend war ein Schmelztiegel der Szenen, ein Raum voller Menschen, die Neugier und Interesse an der Musik zeigten. Die elektronischen Klänge mögen nicht alle Geschmäcker treffen, doch selbst ich als Freund von Gitarrenmusik konnte mich erstaunlich gut mit der Musik anfreunden. Die Sounds waren tanzbar und angenehm, nicht so wie der Krach, den sonst gespielt wird. Ausserdem herrschte ein friedliches, freundschaftliches Ambiente, welches dem Abend noch das Sahnehäubchen aufsetzte.  Im Angesicht des serbelnden Zustands solcher Veranstaltungen können sich die Organisatoren getrost auf die Schulter klopfen. Da hoffe ich auf eine baldige Fortsetzung.