Rolf Lappert – Pampa Blues

„Wenn man die Buchstaben von Wingroden auseinander nimmt und neu zusammensetzt, erhältst du NIRGENDWO! Ist das nicht deprimierend?“ – „Ich finde es romantisch.“

Wingroden ist ein Ort, an dem man sich noch nicht einmal hin verirren kann. Ein Ort ohne irgendeinen Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Ein Ort, der keine 10 Einwohner hat. Ein Ort, wie man heutzutage eigentlich denkt, dass es ihn gar nicht mehr gibt.
Und hier lebt Ben. Jüngster Einwohner mit 17 Jahren. Er macht hier die Ausbildung als Gärtner bei seinem Grossvater Karl. Dabei will er viel lieber Automechaniker werden und Karl ist dement, was heisst, dass sich Ben eigentlich immer mehr um ihn kümmert. Ben hasst Wingroden.
Ganz im Gegensatz Maslo. Maslo liebt Wingroden. Deswegen kommt er auch immer mit tollen neuen Ideen um Wingroden aus der Versenkung zu holen. Eine Pferde-Rennbahn, einen Riesenpark oder seine neuste Idee: ein Ufo. Das dies nicht unbedingt gut gehen kann, ist wohl klar. Ben hat das gleich kapiert, nur Maslo ist stur. Sehr stur sogar und es klappt ja auch alles ganz gut, das muss sogar Ben zugeben. Vor allem als plötzlich Lena in Wingroden landet. Aber einfach so, landet doch niemand in Wingroden.

Pampa Blues ist ein Buch, das zeigt, was wirklich zählt. Nicht unbedingt das materielle und nicht unbedingt das moderne Leben. Das Buch lebt von seinen Charakteren. Es lebt von ihren Eigenheiten. Ihrem Sein. Ob dies nun die Momente sind, in denen Karl die Rückkehr der Vögel erwartet oder Ben, der Protagonist und Ich-Erzähler der Geschichte, sich über die Ideen von Maslo beschwert oder mitbekommt, wie Jojo, der bei der Tankstelle arbeitet, unsterblich in Anna verliebt ist, die aber verheiratet ist.
Hat man erst in die Geschichte gefunden und für sich selbst beschlossen, nicht immer alles ganz so realistisch zu betrachten, so kann man wirklich mit Ben mitfühlen und sich in der Geschichte einfinden. Man beginnt regelrecht die Personen zu mögen und ihre Macken zu lieben. Karl würde ich persönlich jedenfalls sofort als Grossvater nehmen. Ein Buch für gute Laune ist es jedenfalls.

Rolf Lappert, der Schweizer Autor aus Zofingen, hat mit Pampa Blues seinen ersten Jugendroman veröffentlicht. Für sein bekanntestes Werk Nach Hause schwimmen hat er den ersten Schweizer Buchpreis gewonnen. Dieser wurde von den Kritikern gelobt und gefeiert, auch wegen seiner skurrilen Einfälle. Solche Einfälle hatte er auch bei Pampa Blues definitiv.
Ein etwas anderer Jugendroman ist es auf jeden Fall.

„Ich war in Wingroden und komme zurück!“

Rolf Lappert – Pampa Blues
Hanser
ISBN: 978-3446238954
256 Seiten