Humor in unterschiedlichen Zielgruppen

Die zwei Ex-Acapickels, Barbara Hutzenlaub und Lotti Stäubli gaben sich vergangene Woche im Casinotheater in Winterthur die Ehre. Die Premiere ihres Programms «Sister-App» hinterlässt einen durchzogenen Eindruck.

ein Gastbeitrag von Johanna Senn

Die Acapickels sind vielen Kindern der 90ern ein Begriff. So sass auch ich mit meinen Eltern ab und an vor dem Fernseher, um die Show mit den altjüngferlichen Frauen zu sehen. Was mich damals amüsierte waren ihre farbigen Deux-Pièce, ihre Handtaschen, und die schrägen Frisuren. Ich verstand die Witze nicht immer, doch weiss ich, dass ich die bunte Truppe irgendwie mochte.

Gut 17 Jahre später freute ich mich, zwei der Frauen einmal live auf der Bühne zu erleben. Das Casinotheater war zur Premiere ausverkauft. Die zwei Ex-Acapickels, Fritz Bisenz und Jasmin Clamor, schlüpfen wieder in die Rollen von Barbara Hutzenlaub und Lotti Stäubli. Ihr neues Programm heisst «Sister App». Der Beginn der Vorstellung wird – getreu dem Show-Motto – von iPads übernommen, auf deren Oberflächen die Münder der beiden Frauen erscheinen. Amüsante Idee.

Hodenlos und bodenlos

Barbara wurde soeben eingebürgert und steht beschwipst auf der Bühne, Lotti ist am zocken. Ja, am zocken. Mit einem Red-Bull «Patronengürtel». Es folgen Pläne, Barbara nun zur Bundesrätin zu machen, jetzt wo sie Schweizerin ist, jedoch fehle ihr der richtige Dialekt. Für dieses Problem hat Lotti die richtige Lösung parat. Ein Dialekt-App. Es folgt die gleiche Technik vom Anfang indem sie nun jedoch ihre Smartphones vor das Gesicht halten. Sie versuchen sich an unterschiedlichen Dialekten, darauf folgen natürlich einige Dialekt-Witze, die durchaus unterhaltsam sind.

Was dann jedoch etwas verstört ist das plötzliche Erscheinen eines Männermundes, der eine Art Gebetsaufruf der Muslime singt. Lotti meint, dass ihr Handy gehackt wurde. Es folgt ein Rap der beiden Frauen im Balkan-Slang. Der Gag scheint bei den Zuschauern anzukommen, doch mir bleibt das Lachen im Hals stecken. Nicht nur ist das Ganze ziemlich abgegriffen und veraltet, sondern auch etwas befremdlich. Was nämlich folgt sind Dialoge im Balkan-Slang die mehr Gewaltandrohungen als Grammatikfehler enthalten. Auch die Wortwitze wie etwa «hodenlos» anstatt «bodenlos» sind ziemlich platt.

Nur die Schwulen putzen

In der Pause scheint das Publikum jedoch gut unterhalten worden zu sein, die Stimmung ist locker. «Mir hat es bis jetzt sehr gut gefallen», erzählt eine Zuschauerin. Vermutlich gehöre ich nicht zur Zielgruppe. Dass die beiden nun technologisch mehr oder weniger in der Gegenwart angelangt sind, ist spätestens nach der Pause jedem mehr als klar gemacht worden. Ein wirklicher Höhepunkt folgt auch nach der Pause nicht. Im Gegenteil. Die folgenden Witze über Männer bewegen sich auf Mario Barth-Niveau: Männer wollen nur Sex und putzen nie. Ausser die Schwulen. Gegen Schluss der Vorstellung zeigt Barbara ihr Talent als Stripperin natürlich mit schwäbischem Dialekt. Erotisch ist anders. Doch das Spiel mit den Gegenteilen funktioniert und entlockt nun auch mir ein lachen.